Version v0.8
Vortrag: Zum DaF-Erwerb der Satzgliederabfolge im deutschen Mittelfeld
Das vorliegende Dissertationsprojekt will das Verständnis der Satzgliederabfolge im deutschen Mittelfeld (MF) aus einer Deutsch als Fremdsprache (DaF)-didaktischen Perspektive untersuchen. Nach dem topologischen Modell des deutschen Satzes ist das MF das syntaktische Feld, das zwischen den zwei Teilen des Verbalkomplexes (Satzklammer) vorkommt und im Gegensatz zum Vor- und Nachfeld mehrere Elemente enthalten kann. Ihre Reihenfolge wird von Kriterien unterschiedlicher Natur bestimmt, bzw. grammatikalische, syntaktische und semantische Faktoren. Darüber hinaus hängt die Satzgliedstellung auch von pragmatischer Bedingungen und von der Informationsstruktur des Satzes ab. Demzufolge ist die Satzgliederabfolge nicht nur als eine „Wettbewerbserscheinung“ mit konkurrierenden Bedingungen zu betrachten, die eine absolute Korrektheit des gesamten Satzes entscheiden. Sie berücksichtigt dagegen diverse linguistische Faktoren (Hofmann 1994: 12), damit die Markiertheit bzw. die Akzeptabilität des ganzen Satzes bewertet werden kann (Pechmann u.a. 1996).
Dieses Phänomen stellt ein schwieriges Thema für DaF-Lernende dar, die oft nicht in der Lage sind, die Mechanismen hinter der Satzgliederabfolge zu erkennen. Insbesondere für die Hochschulstudenten scheint diese Problematik eine merkliche Bedeutung zu haben. An der Universität stoßen Studenten und Forscher auf Texte, die besonders komplex aus einem kognitiven Standpunkt erscheinen können. Die Schwierigkeit liegt auch in einem mehrere Satzglieder enthaltenden MF, das ein Hindernis für ein wirksames Verständnis angemessen der kommunikativen Absicht sein kann. Studenten der Germanistik müssen außerdem spezifische Kompetenzen im Rahmen der Sprachbewusstheit erwerben und die Ordnungstendenzen im MF werden manchmal auch in den Grammatiken nicht umfassend behandelt. Ziel dieses Projektes ist daher zu forschen, wie sich DaF-Hochschulstudenten mit einem komplexen MF auseinandersetzen und die Satzgliederabfolge erwerben. In der Studie wird erst die Analyse eines Korpus vorgenommen, das Texte mit einem komplexen MF enthält und somit für alle Ordnungstendenzen der Satzglieder geeignet ist. Dazu werden spezifische ad hoc Tests den Studenten je nach ihrem Niveau verteilt, um ihr Verständnis des Phänomens festzustellen.
Während der ersten Phase der Studie ergaben sich schon einige methodologische Fraglichkeiten. Auf der einen Seite sind die Probanden in zwei Gruppen je nach ihrem Deutsch- Niveau (B1 und B2/C1) und Kursjahr geteilt, deshalb sollten adäquate Texte ausgewählt werden, damit man sich eingehend und erfolgreich mit den Abweichungen im MF beschäftigen zu können. Auf der anderen Seite erwies sich ihr Niveau als entscheidend für die Behandlung diverser Kriterien für die Satzgliedstellung: auf B1-Niveau scheint es sinnvoll, nur die grammatikalischen und syntaktischen Bedingungen einzuführen und zu testen. Auf Fortgeschrittenen-Niveau könnten auch die semantischen und pragmatischen Faktoren sowie die Informationsstruktur erklärt werden. Aus den Ergebnissen der Untersuchung sollen wichtige Betrachtungen und wirksame Methode für die Didaktik der Satzgliederabfolge im Rahmen DaF gezogen werden.
Literatur
HOFMANN, Ute (1994). Zur Topologie im Mittelfeld: Pronominale und nominale Satzglieder. Tübingen: Niemeyer.
PECHMANN, Thomas et al. (1996). Wortstellung im deutschen Mittelfeld. Linguistische Theorie und psycholinguistische Evidenz. In: Habel, Christopher et al (ed). Perspektiven der Kognitiven Linguisten. Wiesbaden: Springer, pp. 257-299.
Info
Tag:
25.09.2021
Anfangszeit:
11:10
Dauer:
00:40
Raum:
Die Zauberflöte
Sprache:
de
Links:
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ReferentInnen
Chiara Cernicchiaro | |
Birgit Füreder |