Programm StuTS 66

Die Sprachwissenschaft positioniert sich in der Regel gegenüber dem Präskriptivismus als rein deskriptiv. Demgegenüber scheinen Laien oft eher präskriptiv eingestellt zu sein und verlangen eine klare Norm: „Mein Bedürfnis, eine klare, mit richtig oder falsch bewertete Entscheidung zu bekommen, konnten [sic!] leider nicht erfüllt werden. […] Heutzutage wird nirgends noch eine Norm definiert, überall werden Tendenzen behauptet.“ (Grammatikfragen.de, 25.04.2013) In Experten-Foren wie Grammatikfragen.de bekommen die Fragenden eine explizite Erklärung, aber oft keine klare Antwort auf die Frage, was richtig oder falsch ist. Frage-Antwort-Foren bieten dazu eine Alternative, in der Laien Fragen zu sprachlichen Normen diskutieren können. Es liegt die Vermutung nahe, dass die Fragen dort tendenziell präskriptiv beantwortet werden. Insofern soll im Vortrag thematisiert werden, ob in Laienforen eher präskriptiv oder deskriptiv argumentiert wird. Für die Untersuchung wird ein Korpus aus Fragen und Antworten bei www.gutefrage.net zur Kasusrektion der Präposition „wegen“ erstellt. Ausgehend vom präskriptiven Sprechakt (Moschonas/Spitzmüller 2010) wird die Unterscheidung von präskriptiv und deskriptiv als Dichotomie diskutiert und eine graduelle Abstufung vorgeschlagen.

Quellen:
Moschonas, Spiros; Spitzmüller, Jürgen (2010): Prescriptivism in and about the media: A comparative analysis of corrective practices in Greece and Germany. In: Johnson, Sally; Milani, Tommaso M.: Language Ideologies and Media Discourse: Texts, Practices, Politics. London/New York: Continuum, S. 17-40.
Grammatikfragen.de (2013): Wird 101 vor Nomen gebeugt? Unter: https://grammatikfragen.de/showthread.php?410-Wird-101-vor-Nomen-gebeugt&highlight=Bed%FCrfnis%2C+klare [gesehen am 17.10.2019].

Info

Tag: 28.11.2019
Anfangszeit: 13:50
Dauer: 00:30
Raum: Edmund-Rumpler-Straße, 9 A015
Track: Sociolinguistics
Sprache: de

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