Version 1.0
Vortrag: Gender(un)gerechte Personenbezeichnungen
Eine korpuslinguistische Analyse
„Schluss mit dem Gender-Unfug!“ lautet der Titel einer Petition des Vereins Deutsche Sprache, die sich gegen „zerstörerische Eingriffe in die deutsche Sprache“ durch gendergerechte Personenbezeichnungen richtet. Die Strategien, auf Gruppen oder Einzelpersonen unbekannten bzw. unspezifizierten Geschlechts zu referieren, sind vielfältig: Personen, die an einer Universität eingeschrieben sind, können zum Beispiel als Studierende, als Studenten und Studentinnen, oder als Student_innen bezeichnet werden. Diese und noch weitere Formen existieren nebeneinander, treten jedoch nicht unbedingt gleich häufig auf, und werden auch nicht von allen Sprecher*innen gleichermaßen akzeptiert und genutzt.
In meiner Masterarbeit untersuche ich die derzeitige Verwendung gender(un)gerechter Personenbezeichnungen anhand verschiedener Korpora. Meine übergeordnete Forschungsfrage ist dabei: Welche Formen der Personenbezeichnungen werden von wem und in welchen Kontexten genutzt? In der Analyse werden extra- und intralinguistische Faktoren berücksichtigt, die einen Einfluss auf den Gebrauch haben können. Durch die Untersuchung von Zeitungs- und Blogtexten werden verschiedene Formalitätsstufen des Sprachgebrauchs betrachtet, um zu beleuchten, wie fortgeschritten der Sprachwandel ist, der sich derzeit im Bereich gendergerechter Sprache vollzieht.
Da sich viele Strategien der gendergerechten Personenbezeichnungen nicht durch reguläre Ausdrücke in größeren Korpora abfragen lassen (z. B. Neutralisierungen auf -ung, wie Leitung, ergeben viele False Positives in Form anderer Nomen, wie bspw. Hoffnung) besteht der Hauptteil der Arbeit aus einer qualitativen Analyse von zwei kleineren, selbst zusammengestellten Korpora aus jeweils 85 Zeitungs- bzw. Blogtexten. Diese werden manuell durchgesehen, sodass jede Personenbezeichnung mit unspezifizierter Geschlechtsreferenz annotiert und analysiert werden kann. Die Korpora erheben keinen Anspruch darauf, ein repräsentatives Sample zu sein, sondern sollen als Stichprobe einen Einblick in die Vielfältigkeit der derzeitigen Verwendungsstrategien geben. Die relativ kleine Korpusgröße ermöglicht hierbei eine tiefgreifende Analyse, in die auch verschiedene (extra)linguistische Faktoren (Geschlecht des*der Autor*in, eventueller genderbezogener Kontext, Numerus der Personenbezeichnung, semantische Rolle) miteinbezogen werden, die einen Einfluss auf die Wahl der Strategie haben können. Im Vortrag möchte ich erste Analyseergebnisse präsentieren.
Info
Tag:
30.11.2019
Anfangszeit:
15:50
Dauer:
00:30
Raum:
Schellingstr. 3 R154
Track:
Diverse
Sprache:
de
Links:
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ReferentInnen
Carla Sökefeld |