Vortrag: #GermanisTikTok
Sprachwissenschaftsvermittlung über Social Media
„wer benutzt ÜBERHAUPT komma“ – Diese Frage einer TikTok-Nutzerin in der Kommentarsektion unter einem Video, das sich inhaltlich mit dem Thema Kommasetzung beschäftigt, hat mich Anfang des Jahres dazu bewogen, ein aufklärendes Video über korrekte Kommasetzung auf ebendieser beliebten Social Media Plattform hochzuladen. Knapp zwei Monate später habe ich mit meinem Account @clebriclips über 50.000 Follower und mehrere hunderttausend Aufrufe erreicht.
TikTok scheint eine neue Form der Sprachwissenschaftsvermittlung zu öffnen, die Konsument*innen durch die Einbettung in Social Media scheinbar intrinsisch motiviert, sich mit linguistischen Themen auseinanderzusetzen. Ein Diskurs über mögliches Potenzial der App und daraus resultierende Konsequenzen für die Sprachwissenschaft soll Thema meines Vortrags und eines gemeinsamen Ideenaustauschs sein.
„wer benutzt ÜBERHAUPT komma“ – Diese Frage einer TikTok-Nutzerin in der Kommentarsektion unter einem Video, das sich inhaltlich mit dem Thema Kommasetzung beschäftigt, hat mich Anfang des Jahres dazu bewogen, ein aufklärendes Video über korrekte Kommasetzung auf ebendieser beliebten Social Media Plattform hochzuladen. Knapp zwei Monate später habe ich mit meinem Account @clebriclips über 50.000 Follower und mehrere hunderttausend Aufrufe erreicht.
Mein Name ist Clemens Brill, ich bin Student der Theaterwissenschaft und der Germanistik an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz und stehe kurz vor meinem Bachelorabschluss im 6. Fachsemester. Seit Januar 2022 bin ich auf GermanisTikTok aktiv und produziere kurze Videos mit maximal drei Minuten Länge, in denen ich sprach- und literaturwissenschaftliche Themen erkläre. Eindeutiger Publikumsliebling: das Thema Kommasetzung.
Wie genau funktioniert eigentlich Kommasetzung? Was ist eine Subordination? Steht vor jedem ‚dass‘ ein Komma? – Fragen, die scheinbar viele Nutzer*innen der App beschäftigen, die durch eine unzureichende Kommadidaktik in der Schule und weitestgehend der Universität Wissenslücken in diesem Bereich zu haben scheinen. Ich hatte das Glück, im vergangenen Wintersemester ein Seminar in der Deskriptiven Sprachwissenschaft zu besuchen, das sich diesem Thema ausführlicher gewidmet hat. Aber dieses Glück haben wohl die Wenigstens: In den Lehrplänen der Schulen kommt die Kommasetzung zu kurz, in den Vorlesungsverzeichnissen tauchen entsprechend zentrierte Lehrveranstaltungen selten auf.
Es verwundert deshalb weniger, dass es hier Defizite in der Anwendung korrekter Kommatierung gibt, insbesondere in Social Media Kommentaren, in denen ohnehin wenig auf korrekte Rechtschreibung, Grammatik oder Zeichensetzung geachtet wird. Dass ein Video zur Erläuterung korrekter, syntaktisch begründeter Kommaregeln innerhalb kürzester Zeit Millionen von Menschen erreicht und daraufhin die Sparte #GermanisTikTok entsteht, kam trotzdem äußerst überraschend für mich.
Nach diesem Erfolg etabliert sich diese Sparte weiter, meine Videos zu weiteren sprachwissenschaftlichen Themen (beispielsweise der seit/seid-Unterscheidung) und darüber hinaus zu literaturwissenschaftlichen Themen (beispielsweise mittelhochdeutscher Versnovellen) erreichen Menschenmengen, die jeden Hörsaal sprengen würden.
TikTok scheint eine neue Form der Sprachwissenschaftsvermittlung zu öffnen, die Konsument*innen durch die Einbettung in Social Media scheinbar intrinsisch motiviert, sich mit linguistischen Themen auseinanderzusetzen. Ein Diskurs über mögliches Potenzial der App und daraus resultierende Konsequenzen für die Sprachwissenschaft soll Thema meines Vortrags und eines gemeinsamen Ideenaustauschs sein.
Info
Tag:
28.05.2022
Anfangszeit:
10:00
Dauer:
00:30
Raum:
Decartes (2.36)
Track:
Sociolinguistics
Sprache:
de
Links:
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Clemens Brill (CleBriClips) |