Vortrag: Argumentative Muster von jungen CoVid-Skeptiker*innen und -Leugner*innen in Österreich.

Eine kritische Diskursanalyse.

Seit über zwei Jahren prägt die CoVid-19-Pandemie weltweit gesellschaftliche, politische und mediale Diskurse und nimmt damit auch Einfluss auf unseren Sprachgebrauch. Neben der Entstehung bzw. Neukonnotation konkreter Lexeme („CoVid-19“, „Quarantäne“, „Querdenken“), Nutzung gewisser metaphorischer Felder (Wasser/Welle, Krieg, Verkehr) und Sichtbarmachung zuvor kaum beachteter Akteur*innen (Virolog*innen, Risikogruppe(n)) ist auch die Nutzung spezifischer argumentativer Muster ein linguistisch relevantes Phänomen.

In der präsentierten Arbeit wurden daher die argumentativen Strukturen unter jungen CoVid-Skeptiker*innen und –Leugner*innen in Österreich untersucht. Als Stichprobe wurden dazu sämtlich öffentlich zugänglichen Telegramgruppen der Bewegung „Studenten stehen auf“ zugezogen, die sich durch eine eindeutige Gruppenbenennung jeweils einer von 8 österreichischen Städten zuordnen. Untersucht wurden Nachrichten aus dem Zeitraum des 4. gesamtösterreichischen Lockdowns zwischen 22. November und 12. Dezember 2021, die mindestens einen argumentativen Schluss aufweisen, der eindeutig durch eine Prämisse und eine Konklusion gekennzeichnet ist. Das nach diesen Kriterien erstellte Korpus wurde mithilfe der „Extensive Markup Language“ (XML) strukturiert und anhand der von Toulmin (1996) und Schröter (2021) konzipierten linguistischen Argumentationsanalyse annotiert. Die Ergebnisse beschreiben die argumentative Makro- und Mikrostruktur der analysierten Nachrichten, wobei die Mikrostruktur und damit die verwendeten Prämissen und argumentativen Topoi im Vordergrund der Untersuchung stehen. Konkret werden die Fragen beantwortet, welche Argumentationstypen verwendet, welche Topoi dabei etabliert bzw. reproduziert werden und welche Prämissen den Argumentationen zugrunde liegen. Zusätzlich bietet die Analyse Einblicke in Kommunikations- und Argumentationsweisen im Medium Telegram, das insbesondere seit Beginn der Pandemie laufend große Mengen an Nutzer*innen und damit gesellschaftliche Bedeutung gewinnt. Im Sinne einer konstruktivistisch-soziokulturellen Linguistik liefern diese Ergebnisse darüber hinaus Einblick in den Prozess der Konstruktion einer (alternativen) Realität durch Sprache – ein Phänomen, das unter dem Begriff der „Fake News“ bereits seit Jahren auf gesellschaftliches Interesse trifft. Durch diese diskurskritische Analyse kann somit ein Zugang zu einer gesellschaftlichen Randgruppe und einem kontroversen politischen Phänomen geschaffen und eine erste Abbildung der rhetorischen und ideologischen Muster der untersuchten Bewegung geliefert werden.

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Web-Quellen:
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Telegram-Limits: limits.tginfo.me, letzter Zugriff 24.4.2022.
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https://t.me/Studenten_Stehen_Auf, letzter Zugriff 24.4.2022.
https://www.youtube.com/channel/UCVDiv0RwHzVXN55kQfrw87g, letzter Zugriff 24.4.2022.
https://www.instagram.com/studentenstehenauf/, letzter Zugriff 24.4.2022.
https://twitter.com/stustauf, letzter Zugriff 24.4.2022.
https://www.tiktok.com/@studentenstehenauf, letzter Zugriff 24.4.2022.

Info

Tag: 28.05.2022
Anfangszeit: 16:00
Dauer: 00:30
Raum: Decartes (2.36)
Track: Applied Linguistics
Sprache: de

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