Vortrag: Der österreichische Neutralitätsbegriff als Beispiel für die sprachliche Konstruktion kollektiver Identität(en) in digitalen Kommunikationsräumen
Die politische Neutralität Österreichs gilt häufig als eine der grundlegenden Größen einer kollektiven Identität innerhalb der 2. Republik und prägt deren internationale Positionierung. Anhand von Schlagwortsuchen in digitalen Ausgaben österreichischer Qualitätsmedien kann festgestellt werden, dass der bisher selten diskutierte Neutralitätsbegriff seit Beginn des Kriegs in der Ukraine medial mit deutlich höherer Frequenz auftritt und neue diskursive Rollen einnimmt.
Um diese Rollen zu analysieren und die vielfältige Semantik der „Neutralität zu erörtern, wird im Rahmen der präsentierten Arbeit ein Korpus aus Kommunikationsdaten aus der Plattform Twitter zusammengestellt, wobei jedes Einzelkommunikat mindestens einen der Suchbegriffe „neuralität“ oder „neutralitaet“ beinhaltet, eindeutig auf einen Zusammenhang mit Österreich referiert und nach dem 24. Februar 2022 publiziert wurde. Die auf diese Weise gewonnenen Daten werden unter Nutzung von Antconc, respektive einer XML-Kodierung, einem quantitativen und qualitativen Analyseschritt unterzogen. Dabei befasst sich eine quantitative Kollokationsanalyse mit den Verwendungskontexten des Begrifffelds Neutralität, um erste Schlussfolgerungen auf dessen im Netz konstruierte Semantik zu ermöglichen. Basierend auf den aus dieser Analyse emergierenden inhaltlichen Kategorien soll in einer qualitativen Analyse exemplarisch gezeigt werden, in welchen Kommunikationsstrukturen, Zusammenhängen und mit welchen sprachlichen und rhetorischen Auffälligkeiten über „Neutralität“ getweetet wird. Die Ergebnisse bieten einen Einblick in Sprachwandelphänomene im Kontext gesellschaftlicher und damit diskursiver Ereignisse und lassen erste Beobachtungen bezüglich der Rolle des semantischen Feldes „Neutralität“ zur Konstruktion digitaler, „österreichischer“ Identität(en) zu. Darüber hinaus wird ein diskurs- und medienwissenschaftlicher Zugang zu kollektiven Identität(en) und deren (Re-)Produktion in digitalen Räumen präsentiert, der im Kontext weiterer korpuslinguistischer Arbeiten von Relevanz sein kann.
Info
Tag:
04.11.2022
Anfangszeit:
10:45
Dauer:
00:30
Raum:
Wiwi-Bunker —Room 3035
Track:
Corpus Linguistics
Sprache:
de
Links:
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ReferentInnen
Susanne Schmalwieser |