Vortrag: Fake News oder Falschnachrichten? Lexikalische Zweifelsfälle bei neologistischen (Quasi-)Synonymen
Die Neologismenforschung des Deutschen ist durch „lexikographische Dominanz und wenig linguistische Auseinandersetzung“ (Elsen 2021: 113) geprägt. Daher sind im Gegensatz zu anderen Sprachen „Defizite im deutschsprachigen Raum“ (Elsen 2022: 52) bei der Erforschung von neuen Lexemen bzw. von Neubedeutungen festzustellen. An dieser Forschungslücke schließt die Idee für ein Dissertationsprojekt an, das sich in die linguistische Neologismenforschung einreihen und offene Fragestellungen beantworten soll. Im geplanten Projekt und in diesem Vortrag wird es um lexikalische Rivalität und daraus resultierende sprachliche Zweifelsfälle bei neologistischen (Quasi-)Synonymen gehen. Den Klassifizierungen von Klein (2018) folgend soll untersucht werden, ob lexikalische Zweifelsfälle im Bereich von neologistischen (Quasi-)Synonymen konditioniert sind (und wenn ja, durch welche Steuerungsklassen (z. B. diachron, medial, diatopisch, semantisch, syntaktisch oder durch die Textsorte gesteuert)) oder ob hier freie Variation vorliegt.
Im Vortrag auf der 72. StuTS wird zunächst einmal die Definition von sprachlichen Zweifelsfällen nach Klein (2003, 2009 und 2018) vorgestellt. Anschließend wird genauer auf lexikalische (v. a. polylexematische) Zweifelsfälle eingegangen (vgl. Klein 2018: 288f. und 304ff.) und auch Neologismen sowie (Quasi-)Synonyme werden thematisiert. Da die „Klärung eines Zweifelsfalls […] die empirische Variantenanalyse voraus[setzt]“ (Klein 2018: 19), wird im Anschluss an den theoretischen Teil ein erster Versuch einer Klassifikation der verschiedenen Arten von lexikalischem Wettbewerb zwischen Neologismen vorgestellt. So lassen sich z. B. folgende Gruppierungen ausmachen: Angloneologismen vs. konkurrierende neue Formen/Übersetzungen (Fake News vs. Falschnachrichten), Angloneologismen vs. bereits existierende deutsche Entsprechungen (Prank vs. Streich), Angloneologismen vs. Teillehnübersetzungen (Carework vs. Carearbeit), miteinander konkurrierende Angloneologismen (Lockdown vs. Shutdown), neologistische Paronyme (boosten vs. boostern), Komposita mit gewisser morphologischer Variabilität (Infektionsbooster vs. Boosterinfektion) und Fachausdrücke vs. Allgemeinsprache (Corona vs. Covid-19 vs. Sars-CoV-2). Abschließend werden verschiedene relevante Fragestellungen für das Dissertationsprojekt skizziert.
Info
Tag:
04.11.2022
Anfangszeit:
08:15
Dauer:
00:30
Raum:
Wiwi-Bunker —Room 5050
Track:
Applied Linguistics
Sprache:
de
Links:
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ReferentInnen
Julia Pawels |