Vortrag: Ein "Paradigmen"wechsel in der Kognitiven Linguistik?
Linguistische Paradigmen als kognitive Entitäten
Die kognitiven Grundlagen von Paradigmen wurden bis heute nur spärlich erforscht. Aus diesem Grund möchte ich einen Überblick über theoretische Ansätze in der Linguistik liefern, die Bezug auf das Konzept der linguistischen Paradigmen nehmen, um anschließend allgemeinen Tendenzen hinsichtlich ihrer kognitiven Funktion herausarbeiten zu können. Außerdem werde ich untersuchen, welche Konzepte der Kognitionspsychologie hierbei eine zusätzliche Rolle spielen könnten. Und als dritten Schritt werde ich einen kurzen Einblick in meine Korpusstudie zu den Auswirkungen von Paradigm Pressure auf Grammatikalisierungspfade geben, um zu zeigen, inwiefern die theoretischen Grundlagen durch empirische Forschung belegt werden können.
Paradigmen haben in der Linguistik schon immer eine große Rolle gespielt. Bis heute wurde jedoch kaum erforscht, ob es eine kognitive Grundlage für die Annahme gibt, dass Paradigmen Teil unserer Grammatik seien. Ziel dieses Vortrags soll es daher sein, zunächst einen historischen Überblick über einflussreiche Modelle in der Linguistik zu geben, die sich mit dem Konzept der linguistischen Paradigmen beschäftigt haben, um anschließend allgemeinen Tendenzen hinsichtlich ihrer kognitiven Funktion herausarbeiten zu können. Dabei soll auf insbesondere auf folgende Modelle Bezug genommen werden: Word and Paradigm Morphology (z.B. Blevins 2016), Konstruktionsgrammatik (z.B. Booij 2010) und Relational Morphology (z.B. Jackendoff & Audring 2020). Darüber hinaus werde ich untersuchen, wie Konzepte der Kognitionspsychologie, wie die Kategorisierung, die Grundlage für die Bildung von Paradigmen in der Linguistik bilden könnten. Und als dritten Schritt werde ich zeigen, inwiefern die theoretischen Grundlagen durch empirische Forschung belegt werden können, indem ich einen kurzen Einblick in meine laufende Korpusanalyse zu den Auswirkungen von Paradigm Pressure auf Grammatikalisierungspfade geben werde. Insbesondere werde ich hierbei deutsche Modalverben wie etwa dürfen (das sich von einem deontischen zu einem epistemischen Verb entwickelt hat; vgl. Diewald 1993) daraufhin untersuchen, ob sich neue Mitglieder eines Paradigmas in kürzerer Zeit grammatikalisiert haben als die ursprüngliche Konstruktion. Dies wiederum könnte dann weitere empirische Belege für die These liefern, dass sprachliche Paradigmen den Konstruktionswandel vorantreiben.
Referenzen:
Blevins, James. 2016. Word and Paradigm Morphology. Oxford: Oxford University Press.
Booij, Geert. 2010. Construction Morphology. Oxford: Oxford University Press.
Diewald, Gabriele. 1993. Zur Grammatikalisierung der Modalverben im Deutschen. Zeitschrift für Sprachwissenschaft. 12(2). 218–234.
Jackendoff, Ray & Jenny Audring. 2020. Relational Morphology: A Cousin of Construction Grammar. Frontiers in Psychology 11:2241.
Info
Tag:
27.05.2023
Anfangszeit:
15:50
Dauer:
00:30
Raum:
SH 0.107
Track:
Neuro- and Psycholinguistics
Links:
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Rafael Soto Setzke |