Version 2.0
Lecture: Grammatikalisierung in Amazonien
Mit Fokus auf der Entstehung des Futur
Vorgestellt wird eine Studie zur Entstehung von Grammatik in Amazonassprachen. Über 200 Fälle von Grammatikalisierung aus 30 genetisch diversen Sprachen des Amazonasbeckens wurden gesammelt, darunter die Entstehung von neun Futurgrammemen. Diese Sprachwandelvorgänge wurden sowohl einzeln auf ihre Eigenschaften hin untersucht als auch mit ähnlichen Fällen aus anderen Weltgegenden verglichen.
208 Grammatikalisierungspfade wurden aus den Grammatiken von 30 genetisch diversen Amazonassprachen herausgearbeitet. Als Grammatikalisierungspfad verstehe ich hier die Entwicklung von einem lexikalischen zu einem grammatischen Element (oder einem schwächer grammatischen zu einem stärker grammatischen Element), wobei die Ausgangs- und die Zielkonstruktion und deren wichtigste Eigenschaften betrachtet werden.
In Anlehnung an ein Modell von Bisang et al. (2020) werden diesen Eigenschaften numerische Werte zugeordnet, die eine quantitative Analyse möglich machen sollen. Im Fokus stehen die Abstraktheit (bzw. semantische Komplexität) und die Länge (bzw. phonetische Masse) der Konstruktion.
Ein Vergleich zwischen den Makroarealen Südamerika, Afrika und Eurasien hat Unterschiede und Ähnlichkeiten in den Grammatikalisierungspfaden und deren Charakter aufgezeigt. Interessanterweise sind nach dieser Analyse Eurasien und Südamerika ähnlicher als Afrika und Südamerika.
Das Fallbeispiel Futur zeigt vor allem, aus welchen Quellbereichen Futurmarker rekrutiert werden. Typisch sind hier vor allem Bewegungsausdrücke und modale Ausdrücke. Aber es gibt auch andere Fälle – gewisse Berühmtheit erlangte die Grammatikalisierung des Wortes „Holz“ als Futurmarker, wie es im Hup, einer Sprache Westbrasiliens, vorgekommen ist (Epps 2008).
Info
Day:
2021-05-08
Start time:
11:30
Duration:
00:30
Room:
blue
Track:
Historical & Comparative
Language:
de
Links:
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Marvin Martiny |