Lecture: Possessoren als Bindeglied

Genitivsynkretismus in der Kasushierarchie

Viele verschiedene Theorien wurden entwickelt um Kasussynkretismus abzuleiten. Alle mir bekannten haben insbesonders Probleme bestimmte Genitivsynkretismen abzuleiten. In meiner Bachelorarbeit habe ich (zufällig) einen Lösungsansatz gefunden.

Synkretismus von Possessoren mit mindestens einer anderen Art Argument (Patiens, Rezipient etc.) macht mehr als die Hälfte der Muster aus, die für postulierte Kasussequenzen nicht ableitbar sind (siehe z.B. Zompì 2017:§5.1 und seine Kasussequenz in 1).

Anstelle von binären Merkmalen (z.B. [±regiert], [±objekt]), die natürliche Klassen definieren, nutzen Kasussequenzen strukturelle Adjazenz, um Kasus in Abhängigkeiten zueinander zu setzen. Wenn dabei manche Kasus andere dominieren, spricht man von einer Kasushierarchie, wie z.B. bei Zompì:

(1) {NOM, ABS} < {AKK, ERG} < {DAT, LOK, INSTR}

Zompì entscheidet sich aufgrund der vielen, vermeintlich widersprüchlichen Muster dagegen, Genitiv überhaupt mit in seine Hierarchie in (1) aufzunehmen.

In meiner Bachelorarbeit habe ich untersucht, ob die von Zompì postulierte Hierarchie Synkretismus in sogenannten nominativmarkierenden Sprachen ableiten kann.
Um diese Synkretismen ableitbar zu machen, habe ich die Hierarchie von traditioneller Kasusterminologie getrennt und stattdessen die grammatischen Rollen, in denen die Kasusmorphe auftreten, in Klassen eingeteilt.

(2) S ≤ {A, P, PR} ≤ {R, TL, PC,…}

Mit Possessoren nun in einer 'Bindegliedposition' zwischen intransitiven und obliken Argumenten werden alle zuvor widersprüchlichen Genitivsynkretismen ableitbar.

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S = intransitives Argument, A = agensartiges, transitives Argument, P = patiensartiges, transitives Argument, PR = Possessor, R = Rezipient, TL = Werkzeug (tool), PC = Ort (place)

Zompì, Stanislao. 2017. Case decomposition meets dependent-case theories. Università di Pisa MA thesis.

Info

Day: 2021-11-19
Start time: 15:00
Duration: 00:30
Room: 🧉
Track: Theoretical Linguistics
Language: de

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