Version 22-03-8
Vortrag: Qualitative Interviews in der Soziolinguistik
Probleme und Potenziale einer sozialwissenschaftlichen Methode im Rahmen linguistischer (Register )Forschung
Ein grundlegendes Merkmal von Sprache ist ihre Kontextgebundenheit: In linguistischer Register- und Variationsforschung geht man davon aus, dass Sprache variiert, je nachdem von wem sie wo, wann und in welcher Form produziert wird (vgl. z.B. Biber & Conrad 2019). Dementsprechend ist es in linguistischer Forschung von Bedeutung, die situative Einbettung von Sprachprodukten und die Sprachproduzierenden selbst nicht aus dem Blick zu verlieren. Vielmehr können uns Sprachproduzierende aufschlussreiche Antworten auf (soziolinguistische) Fragestellungen liefern, die sich allein durch die Analyse von Sprachdaten nicht beantworten lassen. Indem bestimmte sprachliche Aspekte (wie bspw. sprachlich-soziale Orientierungen und Haltungen, die individuelle Sprachbiographie oder die Wahrnehmung sprachlicher Anforderungen) explizit zum Inhalt von Befragungen gemacht werden, ergeben sich interessante Erkenntnispotenziale. Dies gilt insbesondere in Bezug auf soziale, situative und individuelle Sprachvariation.
In den Sozialwissenschaften ist die Methode des Interviews „in seinen diversen qualitativen Formen“ (Lamnek & Krell 2015, S. 313) beliebt und weit verbreitet. In der Soziolinguistik wird diese Erhebungsform trotz fachlicher Nähe und zugeschriebenem Erkenntnispotenzial deutlich seltener eingesetzt (vgl. Ammon 2005, S. 985). Der Vortrag stellt am Beispiel eines laufenden Promotionsprojektes dar, wie die Methode qualitativer Befragungen in Form teilstrukturierter Interviews mit narrativ-biographischen Anteilen im Rahmen soziolinguistischer Registerforschung eingesetzt werden kann. Das Promotionsprojekt untersucht mögliche Einflüsse der sozialen Herkunft Studierender auf die akademisch bildungssprachlichen Registerkompetenzen sowie die Registerflexibilität in der Studieneingangsphase. Dabei werden die qualitativen Interviews methodisch mit vergleichenden linguistischen Korpusanalysen schriftlicher Texte der befragten Studierenden kombiniert.
Im Vortrag werden konkrete Probleme und Potenziale der Methodik diskutiert und am Beispiel des Promotionsprojektes verdeutlicht. Dabei werden auch Aspekte der Methodentriangulation und interdisziplinärer Forschungsarbeit im Schnittstellenbereich zwischen Sozialwissenschaft und Linguistik thematisiert.
Quellen:
Ammon, Ulrich (2005): Qualitative Methoden/Qualitative Methods. In: Ammon, Ulrich/Dittmar, Norbert/Mattheier, Klaus J./Trudgill, Peter (Hrg.): Sociolinguistics / Soziolinguistik. Volume 2: An International Handbook of the Science of Language and Society. Berlin/Boston: De Gruyter.
Biber, Douglas/Conrad, Susan (2019): Register, genre, and style. Cambridge University Press.
Info
Tag:
26.03.2022
Anfangszeit:
10:15
Dauer:
00:30
Raum:
Jamala
Track:
Soziolinguistik
Sprache:
de
Links:
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ReferentInnen
Alena Baumgärtner |