Version 22-03-8

Vortrag: 'Bedeutungsfixierung' konstruktionsgrammatisch

eine Untersuchung zur Sexismus-Debatte in der Punkszene in Deutschland

Gegenstand meines Dissertationsprojektes ist der Diskurs zu Sexismus in der Punkszene in Deutschland, das zu untersuchende sprachliche Phänomen bilden sprachliche Muster der ‚Bedeutungsfixierung‘, die im Diskursausschnitt rekurrieren und orientiert an einer gebrauchsbasierten Konstruktionsgrammatik (Ziem 2013, 2018 u.a.) als Konstruktionen (Form-Inhalt-Paare) beschrieben werden sollen. Als Definienda wurden die beiden Ausdrücke Punk und Feminismus bestimmt. Als Verbindungselemente zwischen Definiendum und Definiens fungieren insbesondere Verben wie die Kopulae sein und werden, aber auch solche Verben, die einen Akt der semantischen Fixierung evozieren, wie bedeuten, definieren und verstehen. Die Konstruktionskandidatinnen bzw. Konstruktionsinstantiierungen (‚Konstrukte‘) müssen zunächst nach grammatischen Eigenschaften klassifiziert werden. Vor dem Hintergrund, dass sich die Konstruktionsgrammatik mit transphrastischen Strukturen schwer tut, eröffnen hier etwa Belegstellen mit anaphorischen und/oder elliptischen Strukturen ein potentielles methodisches Problemfeld, was einen Punkt des Vortrags darstellt. Auf der Inhaltsseite können die Konstruktionen als Sprechakte beschrieben werden, genauer als Mittel zur Selbst- und Fremdpositionierung (Lucius-Hoene & Deppermann 2004). Spieß (2018a, 2018b) zeigt, dass das ursprünglich auf mündliche Kommunikation ausgelegte Positionierungskonzept auch auf (einen Diskursausschnitt konstituierende) schriftsprachliche Texte angewandt werden kann. Selbst- und Fremdpositionierung tragen zur Konstruktion von Personentypen und Bildung sozialer Kategorien bei. Diese Praktiken gehen mit der Gegenüberstellung einer Eigen- und Fremdgruppe (vgl. Spieß 2018a) einher, genauer einer WIR-Gruppe und einer Gruppe der ANDEREN, die sich in einer konkurrierenden, um die Bedeutung eines Konzeptes ‚kämpfenden‘ Stellung befinden bzw. sich selbst in diese ‚hineinkonstruieren‘ (Selbstpositionierung) oder ‚hineinkonstruiert‘ werden (Fremdpositionierung). Somit ist die Frage nach dem diskursiven/textuellen Bezugselement der fixierenden sprachlichen Einheit (Definiens) zu stellen sowie welcher Bedeutungsaspekt aus dem globalen/lokalen Kontext bemüht wird. Diesbezüglich muss eine sorgfältige Trennung zwischen der Ausdrucks- und Äußerungsebene vorgenommen werden, was das methodische Analysevorgehen unmittelbar beeinflusst und im Vortrag diskutiert werden soll. Zudem soll – da ein Ziel des Dissertationsprojektes nicht zuletzt eine konstruktionsgrammatische Typologie von Bedeutungsfixierungen ist – Gegenstand der Diskussion sein, wie sich agentive von non-agentiven Konstruktionen unterscheiden.

Lucius-Hoene, Gabriele & Arnulf Deppermann (2004): Narrative Identität und Positionierung. Gesprächsforschung 5 (Online-Zeitschrift zur verbalen Interaktion), 166-183.

Spieß, Constanze (2018a): Sprachliche Selbst- und Fremdpositionierungsaktivitäten im Kontext politischer Äußerungen über Migration am Beispiel des Ausdrucks Leitkultur. In: Kulturwissenschaftliche Zeitschrift 3 (1), 35-55.

Spieß, C. (2018b): Selbst- und Fremdpositionierungsaktivitäten in Migrations- und Zuwanderungsdiskursen am Beispiel der Konzepte BURKA und VOLLVERSCHLEIERUNG. In: M. Wengeler & A. Ziem (Hrsg.): Diskurs, Wissen, Sprache. Linguistische Annäherungen an kulturwissenschaftliche Fragen. Berlin/Boston: De Gruyter, 161-192.

Ziem, A. (2013): Syntaktische Konstruktionen als diskursive Muster. Krisen in der medienvermittelten Öffentlichkeit. In: J. Maeße (Hrsg.): Ökonomie, Diskurs, Regierung. Interdisziplinäre Perspektiven. Wiesbaden: Springer VS, 141-166.

Ziem, A. (2018): Diskurslinguistik und (Berkeley) Construction Grammar. In: I. H. Warnke (Hrsg.): Handbuch Diskurs. Berlin/Boston: De Gruyter, 104-133.

Info

Tag: 26.03.2022
Anfangszeit: 10:50
Dauer: 00:30
Raum: Jamala
Track: Semantik/Pragmatik
Sprache: de

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