Version 22-03-8
Vortrag: Metapragmatische Positionierungen in Interaktionen zwischen L1 und L2 Sprecher:innen des Japanischen
In den letzten Jahren nimmt der Zahl der L2 Sprecher:innen des Japanischen stetig zu, wodurch sich diese Gruppe fortlaufend diversifiziert. Interaktionen zwischen L1 und L2 Sprecher:innen sind dadurch alltäglich geworden, haben sich aber im Zuge der durch die Corona-Pandemie bedingten Einschränkungen von Kontakten und Reisen teilweise in virtuelle Räume verlagert. In meinem Dissertationsprojekt untersuche ich Interaktionen zwischen L1 und L2 Sprecher:innen des Japanischen, die über virtuelle Kanäle, wie z.B. Video-Chat, stattfinden.
Ein besonderer Fokus liegt dabei auf metapragmatischen Positionierungspraktiken (Spitzmüller 2013), d.h. ich gehe der Frage nach, wie die Interagierenden auf einer Meta-Ebene über Sprache und Sprachgebrauch sprechen und wie Vorstellungen von kommunikativer Kompetenz diskursiv konstruiert werden. In interkultureller Kommunikation müssen sprachliche Normen immer wieder erneut ausgehandelt werden (Iino 2006), was auf eine erhöhte sprachliche Reflexivität und metapragmatisches Bewusstsein rückschließen lässt (Verschueren 2004).
Methodisch wird eine Kombination aus Sammlung von unstrukturierten alltäglichen Konversationen zwischen L1 und L2 Sprecher:innen und semi-strukturierten Interviews angewendet.
Derzeit verfolge ich die Interaktionen einer österreichischen Japanischlernerin, die in der Nähe von Wien wohnt und sich über Skype mit einer Freundin und ihrem Ehemann, der in Osaka lebt, unterhält. Ich untersuche, wie sich die Interagierenden zu style-shifting, dem Wechsel zwischen „höflichem“ und „informellem“ Sprachstil positionieren und welche Werthaltungen sie mit den Gebrauchskontexten dieser Stile verknüpfen.
Semi-strukturierte Interviews sind in der Interaktionalen Soziolinguistik als playback interview oder retrospektives Interview bekannt (vgl. Gumperz 1982; Tannen 2005 [1984]). Dabei werden transkribierte Sequenzen aus den aufgenommenen Interaktionen den Teilnehmer:innen während des Interviews „zurückgespielt“, d.h. die Audio-/Video-Daten werden den Teilnehmenden präsentiert und/oder es werden die Transkripte der Interaktionen gezeigt. Zu diesen Ausschnitten werden dann Fragen gestellt. Damit kann mehr über die Interpretationen von Sprachgebrauch herausgefunden werden, was Aufschluss auf die sprachideologischen Positionen der Interagierenden gibt. Welche Möglichkeiten und Grenzen diese Methode bietet, möchte ich anhand von Beispielen in diesem Vortrag aufzeigen.
Literatur
Gumperz, John J. 1982. Discourse strategies (Studies in Interactional Sociolinguistics 1). Cambridge: Cambridge University Press.
Iino, Masakazu. 2006. Norms of interaction in a Japanese homestay setting: Toward a two-way flow of linguistic and cultural resources. In Margaret A. DuFon & Eton E. Churchill (Hrsg.), Language learners in study abroad contexts (Second Language Acquisition 15), 151–173. Clevedon et al.: Multilingual Matters.
Spitzmüller, Jürgen. 2013. Metapragmatik, Indexikalität, soziale Registrierung: Zur diskursiven Konstruktion sprachideologischer Positionen. Zeitschrift für Diskursforschung 1(3). 10.5167/uzh-97551.
Tannen, Deborah. 2005 [1984]. Conversational style: Analyzing talk among friends. New York: Oxford University Press.
Verschueren, Jef. 2004. Notes on the role of metapragmatic awareness in language use. In Adam Jaworski, Nikolas Coupland & Dariusz Galasiński (Hrsg.), Metalanguage: Social and ideological perspectives (Language, Power and Social Process 11), 53–73. Berlin & New York: Mouton de Gruyter.
Info
Tag:
26.03.2022
Anfangszeit:
13:35
Dauer:
00:30
Raum:
Jamala
Track:
Soziolinguistik
Sprache:
de
Links:
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ReferentInnen
Florian Grosser |