Version 22-03-8
Vortrag: From Pen & Paper to PsychoPy: Ein computerbasiertes Experiment zur Erhebung von Vorläuferfähigkeiten des Schriftspracherwerbs
Christine Renker | Professur Deutsche Sprachwissenschaft/Deutsch als
Fremdsprache Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Zum Promotionsprojekt: Vorläuferfähigkeiten als Prädiktoren des Schriftspracherwerbs bei
bilingualen Schüler:innen und Einflüsse des spracheigenen Schriftsystems (Latiniza vs. Kyrilliza)
im Deutschen, Russischen und Türkischen.
Für das Dissertationsprojekt werden mit einer pseudolongitudinalen Untersuchung Daten von
bilingualen Schüler:innen zu den Vorläuferfähigkeiten des Schriftspracherwerbs,
phonologische Bewusstheit, Benenngeschwindig keit und phonologisches Arbeitsgedächtnis
in der ersten und zweiten Klasse erhoben, analysiert, verglichen und interpretiert. Die
gewonnenen Daten sollen Aufschluss darüber geben, wie sich die Vorläuferfähigkeiten bei
bilingualen Schüler:innen, die in der Familien- und Umgebungssprache in den ersten zwei
Grundschuljahren gesteuerten Unterricht erhalten, im Vergleich zu bilingualen Schüler:innen
entwickeln, die nur monolingual in der Umgebungssprache Deutsch unterrichtet werden. Zur
Erhebung der Daten stellen verschiedene Subtests aus Screening- und Testverfahren ein
probates Mittel dar, um die Entwicklung der Vorläuferfähigkeiten zu einem bestimmten
Alterststand zu ermitteln und zu evaluieren. Diese sind in der Regel auf das Schuleingangsalter,
allerdings nur auf eine monolinguale deutschsprachige Stichprobe, standardisiert und
normiert.
Die Testbatterie setzt sich aus Untertests des BAKO 1-4 ( Stock et al. 2017) zur Erfassung
phonologischer Bewusstheit und des MÜSC (Mannhaupt 2005) zur Messung des
phonologischen Arbeitsgedächtnis und Subtests zur Benenngeschwindigkeit (konzipiert
nach dem rapid automatized naming task (R.A.N.) (Denckla/Rudel 1976) in Kombination
mit Stroop-Interference-Tests (Stroop 1935)) und Untertests des SET 5-10 (Petermann
2018) zum phonologischen Arbeitsgedächtnis zusammen.
Durch die andauernde pandemische Situation und damit einhergehender Hindernisse in der
Durchführbarkeit von pen & paper Testverfahren, ist nun die Testbatterie für das
Dissertationsprojekt mithilfe des Programms PsychoPy ( Peirce 2007) als computerbasiertes
Experiment programmiert worden.
Zunächst wird via Videokonferenz durch die Testleitung ein Kurzinterview durchgeführt, das zu
einem vorangestellten Fragebogen (etwa ein Monat vor der Erhebung) Anschlussfragen zur
Sprachbiographie, dem außerschulischen Sprachkontakt und kulturellem Kapital (Vorlesezeiten
und Anzahl von Büchern im Haushalt) stellt. Im Anschluss startet das Experiment auf dem
From Pen & Paper to PsychoPy: Ein computerbasiertes Experiment zur Erhebung von
Vorläuferfähigkeiten des Schriftspracherwerbs
Hauptbildschirm, worin die Kinder mithilfe von Animationsvideos durch die verschiedenen
Aufgaben navigiert und angeleitet werden. Die Testleitung ist virtuell auf einen zweiten
Bildschirm zugeschaltet, um die Antworten der Kinder datenschutzkonform abzufragen und zu
beurteilen wodurch auf eine Audioaufzeichnung verzichtet werden kann.
Bei der Durchführung am Computer ergeben sich in Hinblick auf das Alter der Zielgruppe (ca.
5,9-7,9 Jahre) Besonderheiten, die im Aufbau und der Konzeption des Testablaufs berücksichtigt
werden müssen.
Im Vortrag soll die Durchführbarkeit des Experiments mit vorausgehendem Training der Kinder
in der Handhabung der Maus und die anschließenden Interpretationsmöglichkeit der
gewonnenen Daten nach testökonomischen aber auch Testgenauigkeitskriterien diskutiert und
beurteilt werden.
Literatur
Denckla, Martha/Rudel, Rita (1976): Rapid ́automatized ́ naming (R.A.N.): Dyslexia
differentiatedfrom other learning disabilities. In: Neuropsychologia 14 (4): 471-479.
Mannhaupt, Gerd (2005): MÜSC. Berlin: Cornelsen.
Peirce, Jonathan W. (2007): PsychoPY – Psychophysics software in Python. In: Journal of
Neuroscience Methods 162(1-2): 8-13.
Petermann, Franz (2018): SET 5-10. 3. akt. neu norm. Aufl. Göttingen: Hogrefe.
Stock, Claudia et al. (2017): BAKO 1-4. 2. erg. und akt. Aufl. Göttingen: Hogrefe.
Stroop, John R. (1935): Studies of interference in serial verbal reactions. In: Journal of
Experimental Psychology 18: 643-662.
Info
Tag:
25.03.2022
Anfangszeit:
11:05
Dauer:
00:30
Raum:
Jamala
Track:
Spracherwerb/Sprachkontakt
Sprache:
de
Links:
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