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Vortrag: Attributionsmuster und Klammerstrukturen in Nominalgruppen – Sprachliches Wissen ein- und mehrsprachiger Schüler:innen in der Sekundarstufe

In ihrer Funktion, Informationen in verdichteter Form zu vermitteln, stellen attribuierte Nominalgruppen spezifische sprachliche Anforderungen an Schüler:innen und werden vielfach als bildungssprachlicher Indikator diskutiert (Ahrenholz 2017: 14). Bisherige Arbeiten zeigen, dass Schüler:innen im Laufe der Sekundarstufe schriftlich zunehmend attribuierte Nominalgruppen verwenden. Dabei sind große individuelle Unterschiede erkennbar und es treten insgesamt nur wenige Attributkombinationen auf, zudem hängen Frequenz und Varianz der produzierten Attribute von der Textsorte ab (Langlotz 2021: 172). Rezeptiv werden Schüler:innen in Schulbuchtexten bereits ab Klasse 5 mit strukturell komplexen Attributionsmustern konfrontiert (Hempel/Neumann/Ahrenholz 2019: 151). Allerdings stellen offenbar nur bestimmte Muster tatsächlich eine Verständnishürde dar (Ender/Kaiser 2020: 132f.).
Trotz bestehender Studien zum Attributgebrauch fällt auf, dass das sprachliche Wissen von Schüler:innen zu formalen Regularitäten und funktionalen Leistungen des Nominalgruppenausbaus bislang nicht expliziter Gegenstand empirischer Forschung war. Vor diesem Hintergrund geht das geplante Dissertationsprojekt der Frage nach, inwiefern bei ein- und mehrsprachigen Lernenden zu Beginn und am Ende der Sekundarstufe I Unterschiede im sprachlichen Wissen vorliegen und wie diese die subjektive Schwierigkeit verschiedener Attributionsmuster und ihre Verwendung bzw. Vermeidung in der Sprachproduktion beeinflussen. Der Spracherwerbsstand soll dabei systematisch und differenziert als Einflussfaktor berücksichtigt werden. Im Rahmen einer Mixed-Methods-Erhebung ist einerseits der Einsatz von Aufgabenformaten geplant, die eine gezielte Elizitation des sprachlichen Prozesswissens (Wecker/Binanzer i Dr.) ermöglichen. Andererseits soll die Erhebung von verbalen Äußerungen der Schüler:innen zu eigenen Textprodukten Erkenntnisse zu ihrem Umgang mit attribuierten Nominalgruppen liefern.
Im Vortrag möchte ich nach einem Überblick über den Forschungsstand die leitenden Fragestellungen des Projekts präsentieren sowie erste Ansätze zur Operationalisierung und methodische Herausforderungen bei der Erhebung sprachlichen Wissens zur Diskussion stellen.

Literatur
Ahrenholz, B. (2017). Sprache in der Wissensvermittlung und Wissensaneignung im schulischen Fachunterricht. In Lütke, B., Petersen, I., Tajmel, T. (Hg.), Fachintegrierte Sprachbildung. Berlin/Boston: de Gruyter, 1-31.
Ender, A., Kaiser, I. (2020). Fressen oder gefressen werden? Rezeptive bildungssprachliche Kompetenzen bei ein- und mehrsprachigen Jugendlichen der Sekundarstufe I. In Langlotz, M. (Hg.), Grammatikdidaktik – theoretische und empirische Zugänge zu sprachlicher Heterogenität. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren, 117-143.
Hempel, M., Neumann, J., Ahrenholz, B. (2019). Komplexe Attributionen in Schulbuchtexten der Fächer Biologie und Geographie. In Ahrenholz, B. et al. (Hg.), Fachunterricht, Sprachbildung und Sprachkompetenzen. Berlin/Boston: de Gruyter, 135-158.
Langlotz, M. (2021). Nicht nur Nomen – Schulischer Grammatikerwerb am Beispiel der Nominalgruppe. In DASD, Akademieunion (Hg.), Die Sprache in den Schulen – Eine Sprache im Werden. Berlin: ESV, 147-175.
Wecker, V., Binanzer, A. (i. Dr.). Zum Zusammenhang von grammatischem Wissen und schriftsprachlichen Kompetenzen: Theoretische und empirische Befunde. In Röber, C., Olfert, H. (Hg.), Schriftsprach- und Orthographieerwerb (2. Aufl.). Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren.

Info

Tag: 25.03.2022
Anfangszeit: 11:40
Dauer: 00:30
Raum: Jamala
Track: Spracherwerb/Sprachkontakt
Sprache: de

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