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Vortrag: Silbenbezogene Aussprachephänomene im Französischen als L2 – Herausforderungen beim Studiendesign

Im vorliegenden Dissertationsprojekt soll der Prozess des phonologischen Spracherwerbs in der Fremdsprache am Beispiel des Französischen von Lernenden mit Deutsch als L1 untersucht werden. Der Fokus der Arbeit liegt dabei auf silbenbezogenen Phänomenen. Darunter sind zum einen die zu erlernenden französischen Phänomene wie liaison und enchaînement consonantique zu verstehen und zum anderen die Phänomene im Deutschen, die erwiesenermaßen einen Einfluss auf die Aussprache von deutschen Französischlernenden haben, wie zum Beispiel die Auslautverhärtung, die Vokalisierung von /ʁ/ in der Coda oder der Glottisschlag im Anlaut (für eine Zusammenfassung der bekannten Phänomene siehe zum Beispiel Pustka & Meisenburg 2016).
Im Mittelpunkt der Arbeit stehen folgende Forschungsfragen: Welche systematischen (und individuellen) Abweichungen vom Referenzfranzösischen treten auf? Wie verändert sich die Aussprache mit steigendem Niveau der Schüler*innen? Wie können die unterschiedlichen Fehlertypen linguistisch erklärt werden? Als theoretischer Rahmen für die Analyse dienen Constraint-basierte Ansätze, speziell die Optimalitätstheorie.
Der Vortrag konzentriert sich jedoch lediglich auf den empirischen Teil der Arbeit. In der qualitativ angelegten Studie sollen Sprachaufnahmen von Schüler*innen aus drei Klassenstufen (geplant sind 6., 9. und 12. Klasse) anhand eines speziellen Fragekatalogs aufgenommen werden. Diese Sprachdaten werden mit entsprechenden Aufnahmen des Referenzfranzösischen verglichen, um individuelle und systematische Abweichungen zu ermitteln und daraus Fehlertypen zu systematisieren und – wenn möglich – eine typische Progression des Ausspracheerwerbs zu ermitteln.
Bei der Gestaltung des Fragekatalogs für die Erhebung der Sprachdaten ergeben sich insbesondere drei Herausforderungen, die im Vortrag nach einer kurzen inhaltlichen Einführung behandelt werden sollen: Während bisherige Studien zur Aussprache des Französischen als Fremdsprache (unter anderem das deutsche Teilkorpus des IPFC (Interphonologie du Français Contemporain, 2008) verstärkt auf das Vorlesen von Wörtern und Texten sowie freie Produktionen zurückgreifen, können diese Methoden in der vorliegenden Studie unter anderem aufgrund des hohen Einflusses der Graphie und der Notwendigkeit der Vergleichbarkeit nicht verwendet werden. Daher müssen mögliche Vor- und Nachteile von alternativen Methoden wie beispielsweise die Verwendung von Bildern, Videos, Übersetzungen, geführten Monologen oder Fantasiewörtern diskutiert werden. Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass die verwendeten Methoden auch für Sprachanfänger*innen (maximal ein Jahr Französischunterricht) durchführbar sein müssen, das heißt, dass lediglich ein grundlegendes Vokabular und einfache grammatische Strukturen vorausgesetzt werden können. Zuletzt muss der Fragekatalog auch die zu untersuchenden silbenbezogenen Strukturen so abbilden, sodass die Sprachdaten anschließend für Constraint-basierte Analysen genutzt werden können.

Literatur
Pustka, Elissa & Meisenburg, Trudel (2016). Les germanophones, in: Detey, Sylvain et al (Hg.). La prononciation du français dans le monde. Du natif à l’apprenant. Paris: CLE International, S. 130 – 136.

Info

Tag: 25.03.2022
Anfangszeit: 10:30
Dauer: 00:30
Raum: Dowschenko
Track: Phonetik-Phonologie
Sprache: de

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