Version 1.0
Vortrag: Der Erwerb von Possessivkonstruktionen bei deutschsprachigen Kindern
Forschungsstand und Ausblick
Studien zum Erwerb von Possessivkonstruktionen behandeln vorwiegend den Erwerb der Syntax und Morphologie interner Possessivkonstruktionen (1). Der Erwerb externer Possessivkonstruktionen (2) ist bisher unzureichend beforscht. Aus den Ergebnissen einer Studie von Eisenbeiß et al. (2009) geht hervor, dass Kinder diese Konstruktionen relativ spät und noch im Vorschulalter nicht zielsprachlich produzieren.
1) Die Frau wäscht die Pfote von der Katze
the woman washes the.AKK paw of the cat
2) Die Frau wäscht der Katze die Pfote
the woman washes the.DAT cat the.AKK paw.
In externen Possessivkonstruktionen wird die Possessivrelation in die Argumenthierarchie des Verbs integriert. Der dativmarkierte externe Possessor verhält sich wie ein indirektes Objekt. Da der Erwerb des Dativs beim indirekten Objekt bis ins Schulalter hinein andauern kann (Ulrich, Penke, Berg, et al. 2016), könnte ein nicht abgeschlossener Dativerwerb ein erklärender Faktor für den späten Erwerb externer Possessivkonstruktionen sein. Zusätzlich scheint die Integration von Agens-Patiens- und Possessivrelation in eine Argumenthierarchie Kindern Probleme zu bereiten.
Um diese Annahmen zu testen, wurde eine Analyse elizitierter Produktionsdaten (n=20; 2;9-6;6) durchgeführt. Die Ergebnisse legen nahe, dass Kinder auch im späten Vorschulalter weder den Dativ in externen Possessivkonstruktionen noch in ditransitiven Konstruktionen erworben haben. Außerdem wurde ein starker, allerdings nicht signifikanter Zusammenhang (rs =0.75, p=0.052) zwischen den Korrektheitsraten für indirekte Objekte und externe Possessor-Argumente gefunden. Als weitere mögliche Faktoren wurden die Verbfrequenz sowie -m/-n-Verwechslungen identifiziert. Ob zwischen dem Erwerb des Dativs bei indirekten Objekten und externen Possessor-Argumenten ein signifikanter Zusammenhang nachgewiesen werden kann, muss anhand eines größeren Samples überprüft werden.
References:
Eisenbeiß, Sonja, Ayumi Matsuo & Ingrid Sonnenstuhl. 2009. Learning to encode possession. In William B. McGregor (ed.), The Expression of Possession, 143–211. Berlin; New York: Walter de Gruyter. doi:10.1515/9783110213232.
Ulrich, Tanja, Martina Penke, Margit Berg, et al. 2016. Der Dativerwerb - Forschungsergebnisse und ihre therapeutischen Konsequenzen. Logos 24(3). 176–190.
Info
Tag:
30.11.2019
Anfangszeit:
15:50
Dauer:
00:30
Raum:
Schellingstr. 3 R205
Track:
Diverse
Sprache:
de
Links:
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ReferentInnen
Leonie Regina Twente |