Vortrag: Grammatische und nicht-sprachliche Faktoren als Einfluss auf die Konzeptualisierung von Bewegungsereignissen
Untersuchungen zur Bewegungswahrnehmung belegen experimentell, dass Sprecher*innen von Aspektsprachen bei der Verbalisierung von Bewegungsereignissen den Prozess priorisieren, wohingegen Muttersprachler*innen von Nicht-Aspektsprachen vorzugsweise den Bewegungsendpunkt fokussieren. Diesen Zusammenhang untersuchte ich zunächst in einer Korpus-Studie, wobei sprachliche Unterschiede zwischen deutschen und englischen Muttersprachler*innen sowie Englisch-Lernenden erforscht wurden.
In jüngerer Literatur finden sich jedoch Hinweise, dass auch sprachfernere Faktoren, wie visuelle Auffälligkeit (Salienz) von Ereigniskomponenten, ebenfalls eine Rolle spielen. Dazu führte ich eine Online-Studie durch, die die Verbalisierung von salienten und regulären Endpunkten analysiert und ermittelt, ob die Verbalisierung mit einer besseren Erinnerung an Endpunkte einhergeht.
Obwohl es im Englischen bzw. Deutschen Möglichkeiten gibt, beides, Endpunkte sowie Prozesshaftigkeit, auszudrücken, werden diese selten genutzt. Der Grund hierfür sollte daher nicht nur im Prozessfokus, sondern auch in einer erhöhten Kapazitätsbelastung bei Aspektverwendung gesucht werden. Begründet wird dies mit der im Englischen grammatisch notwendigen Realisierung der Aspektkategorie, die im Deutschen nicht existent ist. Dazu wurde eine Studie konzipiert, die sich nicht nur mit der Verbalisierung, sondern auch der Konzeptualisierung von Bewegungsereignissen beschäftigt.
Während die Korpus-Studie nur zeigen konnte, dass deutsche Muttersprachler*innen tatsächlich signifikant weniger Aspektformen verbalisieren als Muttersprachler*innen und Lernende des Englischen, konnte in der Salienz-Studie belegt werden, dass deutsche Sprecher*innen mehr reguläre und englische Sprecher*innen mehr saliente Endpunkte verbalisieren. Daneben wurde festgestellt, dass die vorherige Endpunktbenennung mit der Tendenz einhergeht, sich besser an diesen erinnern zu können. Die letzte Studie wird Auskunft darüber geben, welche Bewegungskomponenten Sprecher*innen des Deutschen bzw. Englischen bevorzugen und ob die Benennung des Endpunktes auch mit einem Fokus auf ebendiesen einhergeht.
Info
Tag:
19.11.2020
Anfangszeit:
18:30
Dauer:
00:30
Raum:
Clotilde Tambroni
Track:
Theoretical Linguistics
Sprache:
de
Links:
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ReferentInnen
Katharina Zaychenko |