Vortrag: The ditransitive Construction in Phoenician
In diesem Vortrag wird die ditransitive Konstruktion im Phönizischen (Afroasiatisch: Nordwestsemitisch) beschrieben. Dabei wird herausgearbeitet, inwieweit ditransitive Verben in dieser Sprache von typologischen Tendenzen abweichen und eine Hypothese für die funktionale Motivation dieser Abweichung aufgestellt.
In dieser Arbeit wird die ditransitive Konstruktion im Phönizischen (Nordwestsemitisch) untersucht. Eine ditransitive Konstruktion wird Malchukov et al. (2010: 1) folgend auf semantischer Basis definiert, also als Konstruktion, die aus einem ditransitivem Verb, einem Agens-Argument (A), einem Rezipient-Argument (R) und einem Themen-Argument (T) besteht. Für die Zwecke der Analyse werden ditransitive Verben in Inschriften aller Dialekte und Sprachstufen sowie aus dem gesamten Verbreitungsgebiet des Phönizischen betrachtet, vom Kerngebiet an der Levanteküste bis über das gesamte Mittelmeer. Besonderer Fokus liegt dabei auf der Polysemie des Rezipient-Markers l- und dem syntaktischen Verhalten der Konstruktion, zum Beispiel bei Relativsatzbildung. Im Phönizischen finden sich zudem sowohl typische ditransitive Verben wie ytn „geben“ und šlḥ „senden“, die einen direkten Transfer beschreiben, als auch weniger typische ditransitive Verben wie nʾš „darbringen“, ndr „weihen“ und zbḥ „opfern“. Die Untersuchung ergibt, dass ytn (und andere ditransitive Verben) entgegen der typologisch belegbaren Tendenz zu neutralem Alignment (P=T=R) indirektivisches Alignment (P=T≠R) zeigt:
(1) Phönizisch (5. Jh. v. Chr.): Akko, Israel (Dothan 1985: 83)
y-tn ʾgn kbd
3.PL.M-geben.IPV Becken.SG wertvoll.SG
l-šlt ʾš ʿl ʾšr-t
zu-PN Mann.SG über Tempel-F.SG
„Sie sollen ein ŠLT, dem Vorsteher des Tempels, ein wertvolles
Becken geben.“
Dies wird dadurch erklärt, dass neutrales Alignment (im Fall des Phönizischen Nullmarkierung), gekoppelt mit der variablen Wortstellung des Phönizischen, zu Ambiguität der prototypisch belebten A- und R-Argumente führen würde, da A-Argumente ebenfalls nullmarkiert sind.
Literatur
Malchukov, A./Haspelmath, M./Comrie, B. (2010). Ditransitive Constructions: A Typological Overview, in: A. Malchukov/M. Haspelmath/B. Comrie (Hrsg.), Studies in Ditransitive Constructions. A Comparative Handbook, Berlin: De Gruyter, S. 1-64.
Dothan, M. (1985). A Phoenician Inscription from ʿAkko, Israel Exploration Journal 35.2-3, S. 81-94.
Info
Tag:
19.11.2020
Anfangszeit:
09:00
Dauer:
00:30
Raum:
Odille Morison
Track:
Typology and Variational Linguistics
Sprache:
en
Links:
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Jonas Klöker |