Vortrag: Fremdheit in der Schrift? Historische Mehrschriftigkeit in den Regensburgischen Diarien
Regensburg, von 1663 bis 1806 die Stadt des Immerwährenden Reichstages, gilt zur Zeit des Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation als bedeutender Knotenpunkt Europas. Reisende, die sich damals in der Stadt aufhalten, sind gut dokumentiert. So hält das „Regensburgische Diarium“, ein ab 1760 wöchentlich erscheinendes Intelligenzblatt, nicht nur Reisedaten und -zweck fest, sondern auch die Herkunft und Namen der Reisenden. In den Ausgaben der Regensburgischen Diarien wird neben der „gebrochenen“ Schrift, Fraktur, für fremdsprachliche Passagen die Schrift Antiqua verwendet. Bei den Namen ausländischer Reisender finden sich jedoch beide Schriftarten. Was bedeutet eine Schreibung in Antiqua oder in Fraktur?
Die vorliegende diachrone Untersuchung beschäftigt sich mit den Mustern hinter der Verwendung von Antiqua bzw. Fraktur bei als ausländisch gekennzeichneten Personennamen. Um herauszufinden, ob eine Verwendung von Antiqua mit einer Wahrnehmung der Person als „fremd“ (geographisch, kulturell, in Bezug auf die Sprachfamilie des Namens) einhergeht, wurden Reisende betrachtet, die von außerhalb des Heiligen Römischen Reiches nach Regensburg kamen. Insgesamt wurden zehn Ausgaben der Regensburgischen Diarien untersucht, die zur Zeit des Immerwährenden Reichstages im Abstand von je fünf Jahren erschienen sind (1760 – 1805). Auch wenn die durchgeführte Studie aufgrund des gewählten Korpus keine eindeutige Antwort erlaubt, bietet das untersuchte Material vielfältige Möglichkeiten für weitere Forschungsvorhaben im Bereich Mehrsprachigkeit und Mehrschriftigkeit im historischen Kontext.
Info
Tag:
21.11.2020
Anfangszeit:
19:45
Dauer:
00:30
Raum:
Odille Morison
Track:
Historical Linguistics
Sprache:
de
Links:
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ReferentInnen
Anna Cijevschi |