Vortrag: Die paarigen Körperteile im Slowenischen: eine vergleichende Studie

Die paarigen Körperteile lassen sich universell oft anders als normale Pluralbildung ausdrücken, denn sie sind von Bedeutung her grundlegend und zeigen morphologische Anomalien. Außer Singular und Plural kennt die slowenische Sprache noch Dual, das heute noch im aktiven Gebrauch ist. Normalerweise sollen jede zwei Lebewesen bzw. zwei Gegenstände mit Dualbildung bezeichnet werden. Bei paarigen Körperteilen allerdings findet man die Ausnahme: bei genereller Bezeichnung verwendet man doch das Plural, nur mit Betonung auf die "Zweiheit" tritt die Dualbildung auf. Darüber hinaus werden einigen Körperteilen die pluralia tantum zugeteilt, obwohl sie eigentlich als ein ganzes Organ verstanden werden sollen. Fritz (2011) bezeichnet es als „intrinsischer Dual“, wobei die beiden Possessoren als ein ganzes Paar verstanden werden soll. Bei "Augen" ist sogar ein Genuswechsel zu beobachten: das plurale tantum für "Augen" (oči) hat ein anderes Genus als die Singularform "Auge" (oko). Toporišič (2000) meinte, dass solche Pluralbildung auch bei Kleidungen mit paarigen Elementen (z. B. Hose, Socken) und biologischen Paaren (Eltern, Zwillinge) zu sehen ist. Diese Studie handelt sich allerdings nur um die Körperteile. Beweise von anderen indogermanischen Sprachen zeigen auch ähnliche Ausdrucksweise der paarigen Körperteile. Im Tocharischen, zum Beispiel, gibt es ein besonderer Numerus, nämlich das Paral, das speziell für paarige Körperteile und andere duale Kombinationen ausgedacht ist. Laut Krause & Thomas (1960) verfügt das Tocharische über einen besonderen Endungssatz für Paral, der morphologisch unabhängig vom Dual ist. Die synchrone, pragmatische Analyse sowie die diachrone, etymologische Erklärung der betroffenen Lexeme werden hier eingeführt, um dieses Problem zu elaborieren. Diese paarigen Körperteile sind: Augenbrauen (brvi), Augen (oči, očesa), Ohren (ušesa), Nasenhöhlen (nosnice), Wangen (lica), Mund (usta), Lippen (ustnice), Arme/Hände (roke), Schulter (rame; ramena), Lunge (pljuča), Rippen (rebra), Busen (prsi), Nieren (ledvice), Seiten des Körpers (boki), Hintern (zadnjice; ritnice), Eierstöcke (jajčniki), Hoden (moda), Knien (kolena), Beine/Füße (noge), (Hand-/Fuß-)Knöchel (gležnji) usw. Diese Studie stellt die Altertümlichkeit der Ausdrücke für paarige Körperteile für Lebewesen dar, und erklärt die Beschränkung der Anwendung des Dualis bei körperlichen Teilen im Slowenischen. Zur vergleichenden Studie sind Tocharisch und ein paar andere indogermanische Sprachen als Beispiel genommen, um dieses Thema besser zu erklären.

Info

Tag: 27.10.2023
Anfangszeit: 14:30
Dauer: 00:25
Raum: NIG Raum 1
Track: Historical Linguistics
Sprache: de

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