Vortrag: Das gehören-Passiv in der österreichischen Standard(schrift)sprache
Eine Analyse des Austrian Media Corpus (amc)
Meine (noch nicht fertig gestellte) Masterarbeit im Bereich der germanistischen Sprachwissenschaft beschäftigt sich mit einer – im Gegensatz zu anderen ähnlichen Konstruktionen – bislang weniger erforschten passivischen Form, dem sogenannten gehören-Passiv. Dieses setzt sich aus dem Verb gehören (anstatt eines anderen üblichen Auxiliars) und dem Perfektpartizip eines semantiktragenden Verbs zusammen.
Grundsätzlich wird auf die Theorie der Grammatikalisierung eingegangen, im Besonderen auf deutsche Passiv-Formen, um anschließend vor diesem Hintergrund auf die Konstruktion mit gehören den Fokus zu legen, die (hauptsächlich) in zwei Artikeln von Szatmári (2002) und Stathi (2010) unter verschiedenen Aspekten bereits behandelt wurde.
Zur Untersuchung der Passiv-Form werden Daten aus dem Austrian Media Corpus (amc) verwendet, einem Zeitungskorpus aus österreichischen Medien, das zum Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage (ACDH-CH) an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) gehört und der sprachwissenschaftlichen Betrachtung der deutschen Sprache in Österreich dient. Die Zeitungstexte und Pressemitteilungen, die hierfür von der Austria Presse Agentur (APA) bereitgestellt werden, können nach dem Kräftemodell Ammons (1995: 79) als Modelltexte für die Herausbildung standardsprachlicher Varietäten gesehen werden, weshalb bei einer Betrachtung des gehören-Passivs in einem derartigen Korpus Aussagen über die Verwendung im Kontext der (schriftlichen) Standardsprache getroffen werden.
Das Korpus wurde auf die Zeit ab 2010 eingeschränkt, die relevanten Daten wurden über die Korpussuchmaschine extrahiert und durch einen eigens geschriebenen Python-Code unter Zuhilfenahme des Packages spaCy weiterverarbeitet sowie über Natural Language Processing (NLP) automatisch annotiert.
Im Moment befinde ich mich in der Datenanalyse, zu deren Zweck einerseits eine größere Menge Daten (ca. 39.000 Belege) für quantitative Übersichtsergebnisse genutzt und andererseits ein randomisiertes Sample von 500 Belegen genauer untersucht wird. Wichtig sind hierbei in erster Linie die Formen des gehören und die Semantik des Verbs im Perfektpartizip. Weitere Aspekte wie beispielsweise konzeptionelle Mündlichkeit oder das Vorkommnis von Präpositionalphrasen und Agens-Anschluss im Kontext der Konstruktion werden beim kleineren Sample qualitativ analysiert und annotiert.
Durch dieses Vorgehen sollen sowohl weitere Erkenntnisse über die Konstruktion im Allgemeinen gewonnen als auch erstmals ein Blick auf das gehören-Passiv in einem dediziert österreichischen Korpus geworfen werden.
Info
Tag:
26.10.2023
Anfangszeit:
15:30
Dauer:
00:25
Raum:
NIG Raum 1
Track:
Corpus Linguistics
Sprache:
de
Links:
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ReferentInnen
Claudia Mattes |