Vortrag: Sommergeschichten - Variation auf morphologischer und syntaktischer Ebene in der spontanen Textproduktion von Jugendlichen

Die Schriftsprachentwicklung bildet ein zentrales Untersuchungsfeld innerhalb der Psycholinguistik, welches durch Beiträge von etwa Hunt (u.a. 1965, 1970), Behrens (1998) und Nippold (2008) erheblich zur Erweiterung des Verständnisses der schriftsprachlichen Entwicklung in der Schulzeit und darüber hinaus beigetragen hat. Während der kindliche Erwerb der Schriftsprache bereits vielfach erforscht wurde, hat die Untersuchung im Jugendalter bislang wenig Aufmerksamkeit erhalten. Dieses Forschungsdefizit war Anlass für diese wissenschaftliche Erhebung im Rahmen eines Psycholinguistik-Seminars an der Karl-Franzens-Universität Graz.

Im Rahmen der Studie wurden zwölf narrative Texte zum Thema „Sommergeschichten“ gesammelt. Ziel der Untersuchung war herauszufinden, wie sich das biologische Alter auf die Komplexität narrativer Texte im Jugendalter auswirkt. Daher wurden die Daten spontan von zwei unterschiedlichen Gruppen erhoben. Die eine Gruppe setzt sich aus Elf- und Zwölfjährigen zusammen, während die Teilnehmenden der anderen Gruppe drei bis vier Jahre älter waren.

Im Fokus stand die Analyse der schriftsprachliche Entwicklung in der Morphologie und Syntax. Dabei wurde besonders die Komplexität der Nomen (Derivation), der Verben (Partikel- und Präfixverben) und der Syntax (Subordination und Koordination sowie Nominalphrasen) untersucht. Des Weiteren wurde Faktoren wie der Dialekt und das Lesen berücksichtigt. Für die Auswertung wurde ein quantitatives Verfahren gewählt.

Die Entwicklung der Schreibkompetenz wird als eine Erweiterung der präexistierenden sprachlichen und kommunikativen Kompetenz betrachtet (vgl. Feilke 1996). Während die Flexion von Wörtern sowie eine Großzahl an Nomen bereits in der Altersspanne von sechs bis sieben Jahren erworben wird, baut sich das Verständnis für Derivation bis ins Erwachsenenalter aus. Auch die Komplexität der Syntax entwickelt sich noch bis in die späte Jugendzeit weiter (vgl. Ravid und Berman 2010, Nippold 2008).

Dieser andauernde Entwicklungsprozess konnte durch die vorliegende Studie bestätigt werden. So zeigte sich, dass die sprachliche Komplexität bei schriftlichen, narrativen Texten zwischen der Altersspanne von elf und fünfzehn Jahren zunimmt. Diese Erkenntnis betreffen sowohl die morphologische als auch syntaktische Ebene, wie in diese Vortrag näher erläutert wird.

Literaturverzeichnis:
Behrens, H. (1998). How difficult are complex verbs? Evidence from German, Dutch and English. Linguistics, 36 (4), 679-712. https://doi.org/10.1515/ling.1998.36.4.679
Feilke, H. (1996). Die Entwicklung der Schreibfähigkeiten. In H. Steger und H. Wiegand (Hrsgg.), Schrift und Schriftlichkeit, 1178-1190. Berlin, New York: Walter de Gruyter.
Hunt, K. W. (1965). Grammatical structures written at three grade levels. National Council of Teachers of English Research Report, 3. Champaign, Ill: Urbana.
Hunt, K. W. (1970). Syntactic maturity in school children and adults. Monographs of the Society for Research in Child Development, 35 (1), 1-61.
Nippold, M. A. (2008). Later Language Development: School-age Children, Adolescents, and Young Adults. Austin: PRO-ED.
Ravid, D., & Berman, R. A. (2010). Developing Noun Phrase Complexity at School Age: A Text-Embedded Cross-Linguistic Analysis. First Language, 30(1), 3–26. https://doi.org/10.1177/0142723709350531

Info

Tag: 26.10.2023
Anfangszeit: 14:00
Dauer: 00:25
Raum: NIG Raum 2
Track: Neuro- and Psycholinguistics
Sprache: de

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