Vortrag: Sprache und Trauma – Einblicke in ein junges Forschungsfeld
In den letzten Jahren ist in verschiedenen Bereichen der Soziolinguistik ein zunehmendes Interesse an der Bedeutung von Emotionen und Embodiment zu beobachten, nicht nur bei der Analyse von sozialer Interaktion oder Spracherleben, sondern auch, wenn es um sprachpolitische Fragen geht, wie z. B. Umgang mit sprachlicher Vielfalt, Sprachwechsel, Sprachrückforderung oder -revitalisierung.
Ausgehend von meinen Erfahrungen im Bereich der Minderheitenforschung werde ich zeigen, wie bestimmte sprachbezogene Phänomene, die auf den ersten Blick schwer zu erklären sind, erst dann verständlich werden, wenn man sie als Spuren vergangener (erlebter oder transgenerational übertragener) traumatischer Erfahrungen versteht.
Anschließend werde ich verschiedene Kontexte ansprechen, in denen die komplexe Wechselbeziehung zwischen Sprache und Trauma deutlich wird: Sprache kann eine zentrale Rolle in traumatisierenden Ereignissen spielen wie z.B. in Fällen von Sprachverbot, verbaler Gewalt, Hassrede oder Verfolgung und Diskriminierung aufgrund von Sprachgebrauch. Sprache ist auch im posttraumatischen Prozess präsent, sei es bei der Verbalisierung traumatischer Erfahrung oder dadurch, dass sie dafür nicht zur Verfügung steht, sei es als Trigger für Flashbacks oder als Ressource für Resilienz. Darüber hinaus ist Sprache von zentraler Bedeutung für den Kampf um die gesellschaftliche Anerkennung von Ungerechtigkeit und Leid, was wiederum eine Voraussetzung dafür ist, dass individuelle Erfahrungen überhaupt erzählt werden und ein Ohr finden können.
Info
Tag:
26.10.2023
Anfangszeit:
16:15
Dauer:
01:05
Raum:
Hofburg Raum 1
Track:
Sociolinguistics
Sprache:
de
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ReferentInnen
Brigitta Busch |