Vortrag: Identität als linguistische Kategorie - Eine Diskussion anhand der Konstruktion österreichischer kollektiver Identität(en) im aktuellen Politikdiskurs

Die Masterarbeit, die im geplanten Vortrag präsentiert werden soll, beschreibt die sprachliche Konstruktion kollektiver Identitäten im digitalen österreichischen Politdiskurs. Basierend auf der Annahme, dass österreichische Identität(en) insbesondere innerhalb der letzten 100 Jahre stark ambivalent und fluide sind und die öffentliche Konstruktion kollektiver Identitäten insbesondere in gesellschaftlichen Krisensituationen von besonderer Relevanz ist, wird ein Korpus aus Instagram-Beiträgen und zugehörigen Kommentaren der österreichischen Regierungsparteien während der ersten Monate der russischen Invasion in die Ukraine analysiert.
Laut Döring (2003) stellen Massenmedien wie Instagram in Bezug auf kollektive Identität hochrelevante Kommunikationsräume dar, da sprachliche Akteur*innen durch die dort gebotenen „Wirklichkeitsentwürfe“ dazu angeregt werden, vielfältige Identitätskonzepte zu konstruieren, reproduzieren und reflektieren und dadurch die individuelle Identität im Netz zugunsten einer kollektiven Zugehörigkeit an Bedeutung verliert. Beck (2006) bemerkt außerdem, dass keine eindeutige Trennung zwischen digitalen und realen Identitäten vorgenommen werden kann, was darauf schließen lässt, dass virtuelle Inszenierungen von kollektiven Identitäten die allgemeine Wahrnehmung dieser beeinflussen.
Nachdem einstiegs eine Arbeitsdefinition des Identitätsbegriff mit besonderer Berücksichtigung relevanter linguistischer Kriterien getroffen wird, folgt eine linguistische Korpusanalyse, im Rahmen derer der zugrundeliegende Datensatz auf sprachliche Praktiken kollektiver Identitätskonstruktion untersucht wird.
Die Ergebnisse zeigen Phänomene von Idealisierung und Kritik, von Distanzierung sowie Evokation von Näheverhältnis. Basierend auf diesen Einblicken wird in der Diskussion die Frage aufgeworfen, inwiefern sich in Bezug auf die sprachlichen Inszenierungsformen von Identität im Netz von digitalem nation building respektive einer kollektiven Identität sprechen lässt, die in Netzdiskursen kreiert, reproduziert oder verhandelt wird. Ein erster Überblick über digitale Identitätsphänomene und -konzepte bietet einen Einblick in eine zeitgenössische und medial geprägte österreichische, europäische oder als anders ausgewiesene Identität, die mitunter in sozialen Medien definiert wird. Die Einblicke in den Datensatz deuten zudem deuten auf die zentrale Rolle von Alterität, ambige Inszenierungsformen von Gemeinschaften, eine komplexe Semantik des Österreich-Begriffs und sowie die Konstruktion kollektiver Identitäten als Strategie zur (Re-)Etablierung von Diskursregeln hin.

Info

Tag: 11.05.2024
Anfangszeit: 12:10
Dauer: 00:30
Raum: Squid (33.0.008)
Track: Applied Linguistics
Sprache: de

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