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Lecture: Danksagungen online. Eine korpusbasierende Untersuchung deutschsprachiger Forenbeiträgen
Die Studie Danksagungen online. Eine korpusbasierende Untersuchung deutschsprachiger Forenbeiträgen ist ein empirisch orientiertes Projekt, das sich auf dem Grenzgebiet zwischen Pragmatik mit Schwerpunkt Sprechakttheorie, Höflichkeitsforschung und Korpuslinguistik platziert.
Das Ziel der Studie ist die Identifizierung der Formeln, die von den Nutzern der deutschsprachigen Internetforen in den direkten und in den indirekten Sprechakten der Danksagung benutzt werden. Nach der Klassifikation der Sprechakte von Searle (1969) kann der expressive Sprechakt Danken entweder als ein direkter Sprechakt, der das performative Verb danken enthält (z.B. Danke dir! Vielen Dank! Dankeschön! Danke für Nichts!) oder als ein indirekter Sprechakt, der andere konventionelle Formeln beinhaltet (z.B. Gut zu wissen! Das hat mir sehr geholfen! Ihre Ratschläge sind die besten!) ausgedrückt werden. Wesentlich ist, dass er als der Ausdruck der Dankbarkeit zu verstehen ist. Nach Bach, Harnisch (1984) kann eine Danksagung aber nur der Befriedigung der gesellschaftlichen Erwartung dienen. Da die Kommunikation im Internet sich oft weder an die konventionelle Regeln der gesprochenen noch der geschriebenen Kommunikation hält (Marx, Lobin, Schmidt, 2020), kann eine Danksagung anderer illokutionären Zielen als ausschließlich dem Ausdruck der Dankbarkeit dienen. Es ist daher nicht auszuschließen, dass dieses Ziel zugunsten anderer sprachlichen Handlungen wie sogar kritisieren, beleidigen usw. bewusst aufgegeben werden kann. Um diese Frage empirisch zu erforschen wird ein Korpus der deutschsprachigen Forenbeiträgen aus Diskussionen unter Wikipediaartikeln erstellt. Meine Forschungsfragen lauten:
1. Welche Sprechakte der Danksagung bevorzugen die Nutzer deutschsprachigen Internetforen: direkte oder indirekte?
2. Welche Formeln, die die Dankbarkeit ausdrücken werden online verwendet?
3. Welche Formeln werden in den indirekten Sprechakten der Danksagung verwendet?
4. Welche andere illokutionäre Ziele werden mit den konventionellen Danksagungsformeln erzielt?
5. Wie oft dienen die konventionellen Danksagungsformeln den anderen illokutionären Zielen?
Um diese Fragen zu beantworten wird der Korpus sowohl qualitativ (Annotation zu Fragen 1, 2, 3, 4) als auch quantitativ (statistische Analyze zu Fragen 1, 2, 3, 5 und Varianzanalyse) verarbeitet. Da die Studie sich noch in der Anfangsphase befindet, werde ich während der Tagung die theoretischen Grundlagen der Forschung und die Problemstellung vorstellen und damit verbundene methodologische Probleme besprechen. Vor mir liegen noch weitere Forschungsaufgaben wie der Aufbau des Korpusses, dessen Annotation und die Bearbeitung der Daten zu den statischen Analysen, danach auch noch die Durchführung der Analysen und schließlich die Beschreibung, die Interpretation und die Diskussion der Ergebnisse. Das Projekt als meine Doktorarbeit wird in Rahmen der Doctoral School of Humanities an der Universität Warschau entwickelt.
Literatur
Austin, J. L. 1962. How to do things with words. Oxford: Clarendon Press.
Bach, K., Harnisch, R.M. 1984. Linguistic Communication and Speech Acts, Cambridge/Mass.
Marx, K., Lobin, H., Schmidt, A. (Hrsg.) 2020. Deutsch in Sozialen Medien. Interaktiv – multimodal – vielfältig. Jahrbuch des Instituts für Deutsche Sprache 2019. XVI Berlin/Boston.
Meibauer, J. 2001. Pragmatik: Eine Einführung, Tübingen.
Perkuhn, R., Keibel, H., Kupietz, M. 2012. Korpuslinguistik. Paderborn.
Searle, J. R. 1969. Speech acts. An essay in the philosophy of language. Cambridge: Cambridge University Press.
Info
Day:
2021-09-24
Start time:
11:50
Duration:
00:40
Room:
Die Zauberflöte
Language:
de
Links:
Concurrent Events
Speakers
Karolina Zajączkowska | |
Karoline Wurzer |