Version 4.2
Vortrag: Ursprung erhöhter Verarbeitungskosten bei indirekten Anaphern
Indirekte Anaphern (Ina besuchte eine Hochzeit. Der Bräutigam...) führen gleichzeitig neue Information sowie einen bisher unbekannten Diskursreferenten in das mentale Modell ein. Bisherige ereigniskorrelierte Potential-Messungen (EKP) zeigen für indirekten Anaphern eine erhöhte P600-Komponente relativ zu einer koreferenten Anapher (Ein Bräutigami kaufte einen Anzug. Der Bräutigami ...). Daraus ergibt sich folgende Forschungsfrage: Entstehen die erhöhten Verarbeitungskosten indirekter Anaphern durch das Einführen neuer Information oder durch das Etablieren eines neuen Referenten?
Der Ursprung dieser Verarbeitungskosten wurde durch den Vergleich mit Spezifikationsanaphern bestimmt (Lukai kaufte einen Anzug. Der Bräutigami ...). Hierfür wurde ein Self-Paced Reading Experiment durchgeführt und die Lesezeiten direkter und indirekter Anaphern mit den Lesezeiten von Spezifikationsanaphern verglichen. Spezifikationsanaphern gleichen sowohl indirekten Anaphern (Einführen neuer Information über bekannten Referenten) sowie direkten Anaphern (Signalisieren einer Koreferenzrelation). Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich die Lesezeiten der Spezifikationsanapher in der kritischen Region wie die der indirekten Anapher verhalten, somit wird zunächst vermutet, dass die erhöhten Verarbeitungskosten durch das Einführen einer neuen Information entstehen. Die Reaktionszeiten in den spill-over Regionen machen jedoch deutlich, dass der Inferenzprozess einer Spezifikationsanapher trotz gegebener Referenzidentität zum Antezedens im Vergleich zur indirekten Anapher erschwert ist. Dies deutet darauf hin, dass die Spezifikationsanapher zunächst als neuer, unabhängiger Referent verarbeitet wurde. Spezifikationsanapher und indirekte Anapher gleichen sich demnach in der kritischen Region im Hinblick auf das Einführen eines neuen Referenten, wonach die Verarbeitungskosten indirekter Anaphern durch das Integrieren eines neuen Diskursreferenten hervorgerufen werden. In einem Anschlussexperiment sollen EKPs untersucht werden, wobei das Material angesichts der Diskussionspunkte angepasst wurde.
Info
Tag:
24.05.2019
Anfangszeit:
15:00
Dauer:
00:30
Raum:
103/ H80
Track:
Neuro and Psycholinguistics
Sprache:
de
Links:
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ReferentInnen
Magdalena Repp |