Version 4.2
Vortrag: Eine artikulatorische Studie zur Prominenzmarkierung im Deutschen: Die Kinematik des Zungenrückens
Durch eine Vielzahl artikulatorischer Strategien können im kontinuierlichen Sprachfluss Teile einer Äußerung als besonders wichtig hervorgehoben werden. Diese prosodische Prominenz kann durch Tonakzente markiert werden, zudem sind Veränderungen im supralaryngalen Vokaltrakt zu beobachten [1]. Die vorliegende Studie untersucht diese prosodische Stärkung anhand der Zungenrückenkinematik im Deutschen. Hierfür wurden 27 Muttersprachler_innen akustisch sowie artikulatorisch mithilfe von 3D Elektromagnetischer Artikulographie (EMA) aufgenommen. Sie produzierten innerhalb eines interaktiven Computerspiels Zielwörter in vier verschiedenen Fokuskonditionen. Die vorliegende Studie beschreibt die Bewegungen des Zungenrückens bei der Produktion der Zielwörter im theoretischen Rahmen der Artikulatorischen Phonologie [2] und stellt die Zungenkinematik zwischen den vier Fokuskonditionen gegenüber. Die Ergebnisse zeigen, dass in prominenten Positionen die Zungenrückengeste für den Zielvokal /a/ größer, länger und schneller artikuliert wird. Diese Strategie lässt sich als Hyperartikulation bezeichnen [3] und stärkt den Vokal und somit die Zielsilbe im perzeptiven Raum. Die Analyseparameter werden dabei graduell zwischen den vier Fokuskonditionen angepasst und mit steigender Prominenz immer stärker modifiziert, sodass die Annahme von Prominenzgraden bekräftigt wird [4].
Referenzen:
[1] Mücke, Doris. 2018. Dynamische Modellierung von Artikulation und prosodischer Struktur: Eine Einführung in die Artikulatorische Phonologie. Berlin: Language Science Press.
[2] Browman, Catherine P. & Louis Goldstein. 1986. „Towards an articulatory phonology.“ Phonology Yearbook 3. 219-252.
[3] de Jong, Kenneth. 1995. „The supraglottal articulation of prominence in English: Linguistic stress as localized hyperarticulation.“ JASA 97(1). 491-504.
[4] Mücke, Doris & Martine Grice. 2014. „The effect of focus marking on supralaryngeal articulation: Is it mediated by accentuation?“ Journal of Phonetics 44(1). 47-61.
Durch eine Vielzahl artikulatorischer Strategien können im kontinuierlichen Sprachfluss Teile einer Äußerung als besonders wichtig hervorgehoben werden. Diese prosodische Prominenz kann durch Tonakzente markiert werden, zudem sind bei Vokal- und Konsonantproduktionen Veränderungen im supralaryngalen Vokaltrakt zu beobachten [1,2]. Die vorliegende Studie untersucht diese sogenannte prosodische Stärkung anhand der Zungenrückenkinematik im Deutschen. Hierfür wurden 27 Muttersprachler_innen akustisch aufgenommen, zudem wurden ihre artikulatorischen Bewegungen (u. a. der Lippen und Zunge) mithilfe von 3D Elektromagnetischer Artikulographie (EMA) aufzeichnet. Die Versuchspersonen produzierten innerhalb eines interaktiven Computerspiels syntaktisch gleichbleibende Äußerungen mit 20 Logatomen als Zielwörter. Durch den Experimentaufbau wurden die eingebetteten Zielwörter in vier verschiedenen Fokuskonditionen produziert: in den drei prominenten Konditionen weiter, enger und kontrastiver Fokus sowie im nicht-prominenten Hintergrund. Die vorliegende Studie beschreibt die Bewegungen des Zungenrückens bei der Produktion der Zielwörter im theoretischen Rahmen der Artikulatorischen Phonologie [3]. Anhand von vier Analysedimensionen wird die Zungenkinematik untersucht und zwischen den vier Fokuskonditionen gegenübergestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass in prominenten Positionen die Zungenrückengeste für den Zielvokal /a/ größer, länger und schneller artikuliert wird. Diese Strategie lässt sich als Hyperartikulation bezeichnen [4] und stärkt den Vokal und somit die Zielsilbe im perzeptiven Raum. Es handelt sich jedoch nicht um eine Dichotomie zwischen akzentuierten und nicht-akzentuierten Äußerungseinheiten: Vielmehr werden die Analyseparameter graduell zwischen den vier Fokuskonditionen angepasst und mit steigender Prominenz immer stärker modifiziert, sodass die Annahme von Prominenzgraden bekräftigt wird. Es wird gezeigt, dass prosodische Stärkung und die Produktion von Tonakzenten als recht unabhängige Strategien der phonetischen Prominenzmarkierung genutzt werden [5].
Referenzen:
[1] Mücke, Doris. 2018. Dynamische Modellierung von Artikulation und prosodischer Struktur: Eine Einführung in die Artikulatorische Phonologie. (Studies in Laboratory Phonology, 4). Berlin: Language Science Press.
[2] Cho, Taehong. 2002. The Effects of Prosody on Articulation in English. (Outstanding dissertations in linguistics). New York: Routledge.
[3] Browman, Catherine P. & Louis Goldstein. 1986. „Towards an articulatory phonology.“ Phonology Yearbook 3. 219-252.
[4] de Jong, Kenneth. 1995. „The supraglottal articulation of prominence in English: Linguistic stress as localized hyperarticulation.“ The Journal of the Acoustical Society of America 97(1). 491-504.
[5] Mücke, Doris & Martine Grice. 2014. „The effect of focus marking on supralaryngeal articulation: Is it mediated by accentuation?“ Journal of Phonetics 44(1). 47-61.
Info
Tag:
24.05.2019
Anfangszeit:
15:30
Dauer:
00:30
Raum:
103/ H80
Track:
Phonetics and Phonology
Sprache:
de
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ReferentInnen
Lena Pagel |