Version 4.2

Vortrag: Die Adverbien auf -mäßig und -technisch im korpuslinguistischen Vergleich. Eine Pilotstudie zum Gegenwartsdeutschen anhand des COSMAS II.

Bereichsadverbien, im Englischen „domain adverbs“ genannt, legen das Topik eines Satzes fest und damit dessen Gültigkeitsbereich. Im Gegenwartsdeutschen sind sie in Form der zwei produktiven Suffixoide -mäßig und -technisch belegbar:

(1) Liegestuhltechnisch ist Wien nicht gerade unterversorgt. (2) Fußballmäßig ist das jetzt die ödeste Zeit des Jahres.

Bereichsadverbien weisen, genauso wie relationale Adjektive, besondere Restriktionen auf, wie etwa ihre Nicht-Komparierbarkeit oder Nicht-Nominalisierbarkeit. Außerdem sind sie von charakterisierenden Adverbien zu unterscheiden, die einem Verb oder Satz graduierbare Eigenschaften zuweisen.

Mithilfe einer korpuslinguistischen Pilotstudie anhand des Falter-Subkorpus des COSMAS II, durchgeführt am Austrian Centre for Digital Humanities, soll die quantitative Distribution verschiedener semantischer Typen (nach Maienborn & Schäfer 2011) ermittelt werden. Besonders sollen die Suffixoide -mäßig und -technisch bezüglich ihrer syntaktischen und morphologischen Charakteristika verglichen werden. Dieses ist insofern relevant, weil Bereichsadverbien im Deutschen, im Gegensatz zu anderen Sprachen, bisher nur wenig erforscht wurden. Die vorgestellte Pilotstudie versucht also, diese Forschungslücke zu schließen.

Dabei zeigt sich, neben einer hohen Quantität von Bereichsadverbien, ausschließlich bei -mäßig eine charakterisierende Lesart und bei -technisch eine häufigere Kombination mit Verben. Insofern scheint -technisch einen höheren Spezialisierungsgrad als Marker von Bereichsadverbien und -mäßig einen morphologisch höheren Verbreitungsgrad aufzuweisen. Dies spricht wiederum gegen die primäre Gegebenheit einer charakterisierenden Semantik, wie sie hinsichtlich der relationalen Adverbien diskutiert wird.

Maienborn, Claudia & Schäfer, Martin (2011): Adverbs and adverbials. In Claudia Maienborn, Klaus von Heusinger & Paul Portner (eds.), Semantics. An international handbook of natural language meaning. Volume 1. (HSK Handbook series). Berlin, New York: Mouton de Gruyter, 1390-1420.

Bereichsadverbien, im Englischen „domain adverbs“ genannt, legen das Topik eines Satzes fest und damit dessen Gültigkeitsbereich (Frey & Pittner 1998, Maienborn & Schäfer 2011). Im Gegenwartsdeutschen sind sie in Form der zwei produktiven Suffixoide -mäßig und -technisch belegbar:

(1) Liegestuhltechnisch ist Wien nicht gerade unterversorgt.
(2) Fußballmäßig ist das jetzt die ödeste Zeit des Jahres.

Bereichsadverbien weisen, genauso wie relationale Adjektive, besondere Restriktionen auf, wie etwa ihre Nicht-Komparierbarkeit oder Nicht-Nominalisierbarkeit. Außerdem sind sie von charakterisierenden Adverbien zu unterscheiden, die einem Verb oder Satz graduierbare Eigenschaften zuweisen.

Mithilfe einer korpuslinguistischen Pilotstudie anhand des Falter-Subkorpus des COSMAS II, durchgeführt am Austrian Centre for Digital Humanities, soll die quantitative Distribution verschiedener semantischer Typen (nach Maienborn & Schäfer 2011) ermittelt werden. Besonders sollen die Suffixoide -mäßig und -technisch bezüglich ihrer syntaktischen und morphologischen Charakteristika verglichen werden. Dieses ist insofern relevant, weil Bereichsadverbien im Deutschen, im Gegensatz zu anderen Sprachen (vgl. etwa Diepeveen 2012), bisher nur wenig erforscht wurden. Die vorgestellte Pilotstudie versucht also, diese Forschungslücke zu schließen.

Dabei zeigt sich, neben einer hohen Quantität von Bereichsadverbien, ausschließlich bei -mäßig eine charakterisierende Lesart und bei -technisch eine häufigere Kombination mit Verben. Insofern scheint -technisch einen höheren Spezialisierungsgrad als Marker von Bereichsadverbien und -mäßig einen morphologisch höheren Verbreitungsgrad aufzuweisen. Dies spricht wiederum gegen die primäre Gegebenheit einer charakterisierenden Semantik, wie sie hinsichtlich der relationalen Adverbien diskutiert wird (vgl. etwa Frevel & Knobloch 2005).

Diepeeven, Ariane (2012): Modifying words. Dutch adverbial morphology in contrast. Diss. FU Berlin. https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/9301?show=full&locale-attribute=en (21.04.19).

Frevel, Claudia & Knobloch, Clemens (2005): Das Relationsadjektiv. In Knobloch, Clemens & Schaeder, Burkhard (eds.), Wortarten und Grammatikalisierung. Perspektiven in System und Erwerb. (Linguistik – Impulse & Tendenzen 12). Berlin / Boston: de Gruyter, 151-175.

Frey, Werner & Pittner, Karin (1998): Zur Positionierung der Adverbiale im deutschen Mittelfeld. LB 176, 489-534.

Maienborn, Claudia & Schäfer, Martin (2011): Adverbs and adverbials. In Claudia Maienborn, Klaus von Heusinger & Paul Portner (eds.), Semantics. An international handbook of natural language meaning. Volume 1. (HSK Handbook series). Berlin, New York: Mouton de Gruyter, 1390-1420.

Info

Tag: 25.05.2019
Anfangszeit: 15:00
Dauer: 00:30
Raum: 100 / Hörsaal V
Track: Diverse
Sprache: de

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