Version 4.2

Vortrag: „Sie sangen beendeten das Lied“: Serielle Verbkonstruktionen im Ostarmenischen

Serielle Verbkonstruktionen (SVC), also eine Folge von Verben, die weder erkennbar koordiniert noch subordiniert sind, wurden bisher vor allem in westafrikanischen und ostasiatischen Sprachen sowie Kreolsprachen beschrieben, die meist dem isolierenden Typ angehören. Doch auch wenn sie in diesen Sprachen eine besonders wichtige Rolle bei der Flexion spielen, findet man das Phänomen nicht nur in isolierenden Sprachen, sondern auch in Sprachen mit synthetischer Flexion wie dem Armenischen.
Armenische SVCs bestehen aus zwei oder mehr identisch flektierten Verben, die meistens direkt aufeinander folgen, aber auch durch andere Konstituenten getrennt sein können. Sie drücken Ortswechsel, Bewegungsrichtung, Aspekt, Ursache-Wirkung und anderweitig logisch zusammenhängende Handlungen aus, beschreiben iterative gegensätzliche Handlungen und betonen oder präzisieren Handlungen durch die Verwendung von Synonymen oder semantisch eng zusammenhängenden Verben. Besonders typisch sind sie für die Umgangssprache und narrative Texte, wo sie sehr produktiv sind.
SVCs existierten bereits im Altarmenischen und lassen sich wohl auf eine – wesentlich eingeschränktere – urindogermanische Konstruktion zurückführen. Die Konstruktion hat sich jedoch im Armenischen wesentlich weiter entwickelt als in den meisten anderen indogermanischen Sprachen. Insgesamt scheint es sich dabei um eine areales Phänomen zu handeln, da sich ähnliche Konstruktionen auch in iranischen Sprachen und Turksprachen sowie im Russischen finden.

Info

Tag: 24.05.2019
Anfangszeit: 14:30
Dauer: 00:30
Raum: 103/ S83
Track: Typology and Variational Linguistics
Sprache: de

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