Workshop: „Ihr seid Deutsche, lebt in Deutschland und sprecht Kroatisch mit eurem Kind, warum?” “Warum nicht?”

Methoden und Hürden beim Gebrauch einer intrinsisch motivierten Lingua Franca.

Nicht zuletzt durch die Globalisierung gewinnt Mehrsprachigkeit im 21. Jahrhundert immer mehr an Bedeutung. So kommt es dazu, dass auch einsprachig aufgewachsene Eltern nach Methoden suchen, ihre Kinder frühzeitig von Mehrsprachigkeit partizipieren zu lassen. Beim artifiziellen Bilingualismus sprechen in der Reinform ein (oder beide) Elternteil(e) eine Fremdsprache mit dem Kind, obwohl es dafür keinen extrinsischen Grund gibt, da die Eltern die gleiche Muttersprache haben und die Fremdsprache auch nicht die Umgebungssprache in der Region ist, in der die Familie lebt. Viele Ratgeber zur mehrsprachigen Erziehung thematisieren das Phänomen aber auch mehrere Facebook-Gruppen zum Thema zeigen, dass der Gebrauch einer intrinsisch motivierten lingua franca immer mehr im Trend liegt. Solche Sprachprojekte bestechen neben ihrer Kontroversität und dem Potential der frühen Mehrsprachigkeit aber auch wegen der Möglichkeit der Imageverbesserung kleiner Sprachen.

Nach Erschließung der Konzepte Fremdsprache, Lingua Franca und Sprachprestige soll im Workshop herausgearbeitet werden, mit welchen Methoden Eltern eine intrinsisch motivierte Lingua Franca weitergeben können und welche Rolle Sprachplanung und -prestige beim Erhalt des Sprachprojekts spielen. Im Zuge dessen sollen anhand von verschiedenen Fallbeispielen typische Probleme von Familien, die artifiziellen Bilingualismus praktizieren vorgestellt und diskutiert werden. Im Anschluss werden Überlegungen angestellt, welche Relevanz Sprachplanung (King, Fogle und Logan-Terry 2008), Status-Quo-Checks, Motivation und Support durch Partner, Familie und Umfeld haben, dass Sprachprojekte mit Kindern beibehalten werden und mit den Ergebnissen von Zedler (2020) abgeglichen.

Quellen
King, Kendall A., Fogle, Lyn, and Logan-Terry, Aubrey. 2008. Family Language Policy. In: Language and
linguistics Compass 2.
Saunders, George. 1988. Bilingual children: From birth to teens. Clevedon, England: Multilingual Matters.
Schneider, Stefan. 2015. Bilingualer Erstspracherwerb. München: Ernst Reinhardt Verlag.
Zedler, Melanie A. 2020. Posterbeitrag: „Language Planning in Non-Native Bilingual Relationships –
Zwei Fallstudien zu Beziehungen mit intrinsisch motivierter Lingua Franca (Masterarbeit)“. In: ÖDaF-
Mitteilungen 1/2020. S. 189-90.